Sunday 28 September 2014

Allein ist nicht gleich einsam





Allein ist nicht gleich einsam
Angelika Tannhof

Alleinsein ist zunächst mal nur ein Zustand und nichts Negatives. Es ist eben gerade niemand bei uns. Das kann für Stunden, Tage oder ein Wochenende so sein.

Allein sein heißt ungestört sein, frei entscheiden, nicht abgelenkt, sich mit niemandem abstimmen zu müssen, sich ganz deutlich spüren, Selbstgespräche führen, sich in Ruhe über Dinge klar werden. Allein sein heißt auch, ganz auf sich gestellt sein, sich anders und weniger spüren, sich nicht austauschen zu können, Stille aushalten, mit seinen Gedanken und Gefühlen allein zu sein. Manche Menschen können das nur schwer ertragen, andere finden es nur ab und zu mal gut. Wieder andere ziehen sich regelmäßig und ganz bewusst zurück. Ob wir damit gut umgehen können oder nicht, hängt davon ab, ob wir es gelernt haben und ob wir gute oder eher schlechte Erfahrungen damit gemacht haben.

Wer schon früh gelernt hat, sich mit sich selbst zu beschäftigen und zur Ruhe zu kommen ohne Ablenkung durch SMS, Telefon oder Internet, hat auch später wenig Probleme damit. Wer das nicht gelernt hat, hat meistens Schwierigkeiten, die Leere zu füllen, die dann entsteht. Er oder Sie braucht Ablenkung und Kontakt. Viele Menschen, die nicht allein sein können, springen von einer Beziehung in die nächste, obwohl der neue Partner vielleicht gar nicht so gut passt, weil sie Angst haben, das Alleinsein nicht auszuhalten. Angst vor dem Alleinsein - das kann auch an früheren schlimmen, oder sogar traumatischen Erfahrungen liegen. Wenn man einen Elternteil früh verloren hat, lange im Krankenhaus liegen musste oder vielleicht auch zu oft allein gelassen oder vernachlässigt wurde.

Für viele bedeutet allein sein auch einsam sein. Aber das ist nicht Dasselbe. Allein sein kann man, muss es aber nicht. Man kann jederzeit wieder in Verbindung treten, wenn es genug ist. Der Einsame hat meistens nicht die Wahl. Er sehnt sich vielleicht danach, kann aber nicht in Kontakt treten, weil da gerade niemand ist, oder er sich nirgendwo zugehörig fühlt. Er oder Sie fühlt sich abgetrennt und ausgegrenzt. Aber so ganz kann man das Eine nicht immer vom Anderen trennen. Die Grenzen sind oft fließend. Man kann sich im Alleinsein einsam fühlen, genauso aber auch in Gesellschaft. Umgekehrt heißt Single sein nicht unbedingt einsam sein. Es gibt Situationen, in denen sind wir allein - mit Schicksalsschlägen oder schweren Entscheidungen, die zu treffen sind und fühlen uns dann auch einsam, weil wir keine Unterstützung haben. Quälende Einsamkeit Alleinsein kann sehr gut tun. Einsamkeit dagegen kann quälen und krank machen. Man kann vereinsamen, wenn man sich sehr zurückzieht, und zu wenig Kontakte aufbaut und pflegt. Dahinter steckt oft soziale Angst, Angst vor Enttäuschungen, Ablehnung und Zurückweisung. Meistens ziehen sich diese Menschen sehr zurück, es fällt ihnen dadurch immer schwerer mit anderen umzugehen. So verstärkt sich das Gefühl des Verlassenseins und der Minderwertigkeit noch - keiner will mich, keiner interessiert sich für mich. Aus diesem Kreislauf findet man nicht so leicht heraus. Eine Therapie kann vielleicht helfen. Wichtig ist es, immer wieder unter Menschen zu gehen und Kontakte zu versuchen, Man sollte aber nicht erwarten, dass Andere den ersten Schritt machen. Zur sozialen Kompetenz gehört, Enttäuschungen wegzustecken und doch immer wieder neu zu investieren. So kann die seelische Widerstandskraft wachsen.

Alleinsein kann man lernen und üben - das geht schon mit ganz einfachen Schritten, einen langen Spaziergang machen, einen Abend alleine verbringen, alleine Sport treiben - ohne sich durch MP3-Player oder Fernsehen abzulenken. Die Ruhe genießen, mit sich ins Reine kommen. An Menschen denken, die einem nahe stehen, schöne Erinnerungen genießen, Pläne schmieden. Klappt das nicht, sollte man seinen Gefühlen auf den Grund gehen. Was ist so unangenehm an Stille? Warum habe ich jetzt schlechte Gefühle und will unbedingt mit jemandem telefonieren? Wovor habe ich eigentlich Angst? Alleinsein ist Lebenskunst Allein sein können macht unabhängig und selbstständig, es ist wichtig für die Zufriedenheit. Auch für eine Partnerschaft ist es gut, mal allein zu sein, denn wenn es zu eng wird, kann das zu vielen Konflikten führen.

Quelle



No comments :

Post a Comment