Friday 31 October 2014

Another Angry Voice: What is universal basic income?



Arguments in favour

• Technology and automation
• Wealth Redistribution
• Efficiency
• Smaller government
• Reduced crime
• Balanced Labour Market
• Innovation and small businesses
• Better capitalism
• Social justice

Arguments against

• Loss of work incentive
• Idleness
• Something for nothing
• Reciprosity
• Welfare for the rich
• Inflation

Disclaimer

I've outlined some of the arguments for and against Universal Basic Income. The problem is that most of the arguments in favour are backed by empirical evidence and sound economic reasoning, but most of the commonly raised arguments against don't make any sense at all from an economic perspective, are contradicted by the evidence, and amount to little more than opinion. This means that it is absolutely impossible to construct a "balanced" article without giving the completely false impression that the arguments against are somehow equal to the arguments in favour, when aside from the valid concerns over inflation, they are transparently not.

Source 1
Source 2

Why Universal Basic Income is a Better Alternative to the Welfare State







Wednesday 29 October 2014

Die Märchen der Medizin




1 Die Hände sollte man nach dem Toilettengang nicht nur waschen, sondern desinfizieren
2 Der keimbelastetste Ort ist die Toilette
3 Man muss mindestens drei Liter Wasser am Tag trinken
Wasser ist das wichtigste Nahrungsmittel von allen. Schließlich verdurstet man viel schneller, als man verhungert. Aber machen wir es an dieser Stelle kurz und räumen auf mit der Mär von den vielen Pflicht-Litern. Der Körper weiß selbst, wie viel Flüssigkeit er benötigt, und meldet sich bei Bedarf – das nennt sich dann Durst. Mehr braucht er nicht. Ausnahmen gibt es bei alten Menschen, deren Durstgefühl manchmal nicht mehr richtig anspringt. Sie sollten ab und an dazu animiert werden, etwas mehr zu trinken.

4 Testosteron macht (Männer) aggressiv
5 Cholesterin ist böse
6 Der Körper muss regelmäßig entschlackt werden
7 Lesen bei schwachem Licht schadet den Augen
8 Ein Kind sollte möglichst lange gestillt werden
9 Vor dem Sport sollte man sich dehnen
10 Nächtliche Mahlzeiten machen besonders dick
11 Kinder, die Kinderkrankheiten wie Masern durchmachen, haben ein besser geschultes Immunsystem
12 Krebsfrüherkennung rettet viele Leben
13 Rotz in der Nase darf man nicht hochziehen
14 Bei Nasenbluten hilft es, sofort den Kopf nach hinten zu legen
15 Schokolade ist schuld an Akne
16 Rohes Gemüse ist besonders gesund
17 Der Schlaf vor Mitternacht ist der wertvollste
18 Eine Rasur lässt das Haar wachsen
19 Angeschaltete Handys im Krankenhaus stören die elektrischen Geräte
20 Wir nutzen nur zehn Prozent unseres Gehirns

Mythen, an die sogar Ärzte glauben

21 Bestimmte Stoffe oder eine Kniespülung helfen bei Kniegelenkverschleiß
22 Bei chronischen Kopfschmerzen helfen Schmerzmittel
23 Quecksilberhaltige Amalgam-Füllungen sollte man entfernen
24 Bei Rückenschmerzen hilft Bettruhe
25 Weisheitszähne muss man ziehen

Quelle





Bewusst sein! 29 October 2014 at 09:34 Petra Bezen Ich kann mich noch genau erinnern: Als ich anfing, diese Scheiß-Konsum-Sklaven-Manipulations-Matrix zu hinterblicken, gings mir anfangs wirklich schlecht. Zu sehen, hinter welchem Vorhang ich all die Jahre gelebt hab, und in welcher Welt wir wirklich leben, tat weh und ich fühlte mich klein und hilflos. Soviele Dinge, die gesteuert sind, von so wenigen Menschen, die die Fäden in der Hand halten und alles tun, damit sie ihnen nicht genommen werden. Wasser, das uns nicht mehr frei zugänglich sein soll, sondern Konzernen in die Hand gegeben wird Sonnenlicht, das uns nicht mehr gehört und wofür Steuern gefordert werden Energie, die wir nicht selbst gewinnen dürfen um uns zu versorgen Luft, die vergiftet wird über unseren Köpfen und die uns und die Natur schädigt Pharmaindustrie, die uns immer kränker macht, damit wir immer mehr Medikamente brauchen Nahrungsmittelkonzerne, die uns vergiften statt uns zu ernähren Kriege, die vorbereitet und angezettelt werden, damit einige wenige endlich die ganze Welt beherrschen dürfen Politiker, die uns nicht vertreten, sondern in den Hintern treten, und wir nur noch wählen dürfen, um uns denjenigen auszusuchen, der am festesten zutreten darf Banken, die uns verschulden und versklaven, damit wir vor lauter Raten nicht mehr ein noch aus wissen Steuern, die uns daran knebeln, dass wir immer arbeiten müssen, um sie zu begleichen Und so viele empörende und unfassbare Dinge mehr, die auf dieser Welt geschehn. Man könnte daran zerbrechen, anfangs dachte ich auch, das würde ich, aber ich sehe heute, all das zu erkennen, diesen Dingen ins Gesicht zu blicken, statt sie auszublenden, hat mich stark gemacht, und auch, wenn ich sie nicht allein ändern kann, es hat mir die Möglichkeit gegeben, zu beginnen, mich aus dem System Stück für Stück rauszuziehen, nicht mehr mitzumachen, mein Leben so zu ändern, nach und nach, dass es für mich passt und ich sagen kann, ich spiele nicht mehr mit in dieser Maschinerie, nicht solange es in meiner Macht steht. Da wo ich kämpfen kann, kämpfe ich, da wo ich mich rausziehen kann, ziehe ich mich raus, da wo ich aufklären kann, kläre ich auf und da, wo ich mich mit Gleichdenkenden zusammenschließen kann, um noch mehr zu erreichen, da tue ich das. Und nur, weil ich nicht gleich alles auf einmal ändern kann, wiegen die Dinge, die ich schon tue, nicht weniger! Anfangs hab ich mich schuldig gefühlt, diese Dinge durch meinen Konsum und meine Steuergelder zu finanzieren. Aber diese Schuldgefühle, die bringen mich nicht weiter. Ich schaue, dass ich so wenig konsumiere wie möglich und achte darauf, was und wo ich kaufe. Nur weil ich gerade noch nicht alles ändern kann, bin ich dennoch nicht schuld. Ich sehe diese Dinge, aber ich verursache sie nicht Die Kriege, die geführt werden, ich führe sie nicht Der Hass, der geschürt werden soll, ich lasse ihn nicht an mich heran Die Menschen, die getötet werden, ich töte sie nicht Tiere, die gequält werden, ich esse sie nicht Ich bin nicht mehr blind, und ich bin nicht schuld. Und auch wenn ich vieles noch nicht blick, manches vielleicht nie versteh und einiges mich noch nicht trau, weiss ich aber, dass es an diesen Stellen auch bereits Menschen gibt, die es verstehen, die es blicken, und die sich schon traun, und ich bin ebenfalls auf diesem Weg und ich werde ihn - wie sie - nicht mehr verlassen. Wir müssen nicht alle das Gleiche tun, aber wenn jeder von uns das tut, was er kann und zu dem er in der Lage ist, dann ist das schon eine Menge. Es gibt Menschen, immer mehr Menschen, die sich für all das einsetzen, was geändert werden muss, und die dafür kämpfen, dass alles ans Tageslicht kommt und die mit Leidenschaft, Mut und Optimismus daran arbeiten, dass alles anders werden kann, es gibt sie und ich habe einige kennengelernt, und auch, wenn ich ein kleiner Fisch sein mag, ich gehöre dazu und ich bleibe dabei! Ich habe, seitdem ich dabei bin, mein Leben zu ändern, bereits soviele wunderbare Menschen kennengelernt und einige davon haben sich tief in mein Herz gebrannt, sie werden dort immer bleiben und ich bin froh und stolz, sie zu kennen. Ich danke euch, dass ihr da seid, und jeden, der sich jetzt auch nur im entferntesten angesprochen fühlt, den meine ich auch! Ich weiss, ich bin nicht allein, und wir werden immer mehr. Ich weiss nicht, ob wir etwas erreichen werden, ob wir eine Chance haben, einen Wandel herbeizuführen, die Kriege zu verhindern oder zu überstehen, die gerade angezettelt werden, aber wir versuchen es, gemeinsam und wir geben nicht auf, der Weg ist das Ziel, und wir gehen ihn! Wir fühlen uns verantwortlich und wir schauen nicht mehr weg und wir kommen uns näher und rücken zusammen. Wir müssen lernen, wieder zusammen zu halten und Gemeinschaft zu leben, uns gegenseitig unterstützen und daran arbeite ich! Ich möchte nicht wirklich sagen, dass ich aufgewacht bin, aber ich bin heute BEWUSST. Die Dinge, die ich heute tu, die tu ich bewusst, und nicht mehr, weil ich sie muss. Und andere Dinge, bei denen es mir schwerfällt, dieses Müssen zu beenden, werden nach und nach folgen. All das, was ich seit dieser ganzen Zeit erfahren und getan habe, hat mich gestärkt und ich weigere mich, den Mut zu verlieren und aufzugeben. Und ich wünsche mir, dass wir noch viel mehr Menschen werden, die bewusst werden, bewusst hinsehen, bewusst denken und bewusst handeln und sich gegenseitig unterstützen! Quelle

Saturday 25 October 2014

Tödliche Langeweile


Tödliche Langeweile

Jeder hat schon einmal erlebt, dass die Tage sich gleichen und die Stunden nicht vergehen wollen, entweder weil er nicht genug zu tun hat oder kein Interesse an dem verspürt, was er eigentlich erledigen sollte. Langeweile kann qualvoll sein und man sollte sie nicht verwechseln mit der selbst gewählten, erholsamen Untätigkeit - der Muße.

Millionen Schüler, Studenten und Arbeitnehmer in Deutschland fühlen sich unterfordert, nicht gesehen, nicht wertgeschätzt und leiden unter "Boreout", was so viel bedeutet wie krankhafte Langeweile. Bei monotonen Aufgaben wird das Belohnungszentrum des Gehirns wenig aktiviert, was zu einem Dopaminmangel führen kann. Die Betroffenen sind niedergeschlagen, antriebslos und trotz permanenten Nichtstuns im Dauerstress, denn sie müssen ihre Untätigkeit im schlimmsten Fall vertuschen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, ihren Job zu verlieren.

Die Wissenschaftsdoku liefert Einblicke in die Ursachen von Langeweile und ihre negativen Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden, aber auch in die Chancen, die aus Langeweile erwachsen. Und: Stefan Witte wagt einen Selbstversuch. Er setzt sich extremer Langeweile aus, lässt sich dabei via Kamera beobachten und gibt über sein Befinden Auskunft.



Ohne Arbeitsauftrag im Büro

Anja Gerloff und Stefan Witte wollen mithilfe eines wissenschaftlichen Experimentes testen, welche konkreten Auswirkungen Langeweile auf einen Menschen hat. Die Motivationsforscherin Michaela Brohm soll sie dabei unterstützen.
Stefan Witte stellt sich als Proband für das Experiment zur Verfügung. Um möglichst aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, darf er genaue Details der Versuchsanordnung nicht erfahren. In Hamburg findet der Selbstversuch statt. Inmitten des Nachrichtenalltags eines Medienkonzerns wird Stefan fünf Tage in einem Einzelbüro verbringen. Der Versuch wird von einer Psychologin begleitet. Vor Beginn macht Stefan einen Persönlichkeitstest. Es ist wichtig auszuschließen, dass Stefan gerade depressiv oder labil ist. Der Versuch soll schlicht Langeweile erzeugen.

Anja Gerloff, Psychologin:
"Grundsätzlich lässt sich durch das Persönlichkeitsprofil zeigen, dass er eine stabile Persönlichkeit hat. In zwei Bereichen zeigen sich Tendenzen nach oben, das heißt eine stärkere Ausprägung im Bereich sich emotional zu distanzieren und eher durchs Tun und Machen mit der Welt in Kontakt zu treten, also einen hohen Wunsch, wie es bei einer Führungspersönlichkeit typisch wäre, die Dinge selbst in der Hand zu haben."

Die Versuchsanordnung entspricht dem Büroalltag vieler Menschen. Bis auf die installierten Kameras. Neben einem Computer mit Internetanschluss bekommt Stefan ein Telefon, eine Zeitschrift und Schreibutensilien. Stefan hat während der fünf Versuchs-Tage keinen Arbeitsauftrag. Er muss sich selbst beschäftigen. Vom Nebenraum aus wird der Selbstversuch überwacht. Erster Tag des Versuchs: Stefan richtet sich im Büro ein. Die Situation ist ungewohnt.

Highlight des Tages - das Mittagessen

Stefan Witte:
"Ja, Stefan allein im Büro ohne Kollegen, ohne Kommunikation, ohne Geräuschkulisse. Ich muss gestehen, es gefällt mir im Moment ganz gut. Es fühlt sich ein bisschen an wie Urlaub im Büro und ich kann mir im Moment auch eigentlich nicht so richtig vorstellen, dass mich in den nächsten fünf Tagen der Blues überkommen kann."

Er weiß noch nicht, dass er PC und Internet heute zum letzten Mal nutzen darf. Ebenso die Kantine. Das gemeinsame Mittagessen mit Kollegen ist für viele Menschen, die im Berufsalltag unter Langeweile leiden, das Highlight des Tages. Während der Vormittag noch recht produktiv für Stefan war, plätschert der Nachmittag so dahin.

Stefan Witte:
"Was habe ich gemacht. Ich habe mehr oder weniger sinnfrei im Internet gesurft, anfangs habe ich Artikel gelesen, recherchiert, versucht mir neue Anregungen zu holen, bin allerdings ganz schnell in einen Ablenkungsmodus gekommen, in dem ich einfach irgendwelche Shoppinghomepages aufgerufen habe und so ein bisschen davon geträumt habe, was ich mir eigentlich alles kaufen könnte."

Der erste Tag des Selbstversuchs ist abgeschlossen. Ohne Aufgabe hat Stefan die acht Stunden scheinbar mühelos überstanden.

Stefan Witte:
"Ich habe mich eigentlich sehr wohl gefühlt, hab allerdings auch so zwei, dreimal kurze Momente gehabt, wo ich so ein bisschen ein schlechtes Gewissen hatte, weil ich sozusagen mich mit privaten Dingen beschäftigt habe während einer gefühlten Arbeitszeit."


Die Mischung der Reize macht es

In der Schule ist Langeweile weit verbreitet. Je größer die Schulklasse, desto mehr langweilen sich die Schüler, so die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen. Eine kürzlich veröffentliche Videoanalyse der Goethe-Universität in Frankfurt am Main liefert weitere Fakten.
In einer aufwendigen Studie untersuchte Kristina Kögler vier bayerische Berufsschulklassen in den Fächern Rechnungswesen und Betriebswirtschaft. Über einen Zeitraum von sechsundfünfzig Unterrichtseinheiten wurden die Schüler mit zwei festinstallierten und einer Handkamera im Klassenzimmer gefilmt.

Kristina Kögler, Goethe-Universität, Frankfurt:
"In mehr als 30 Prozent der Unterrichtszeit langweilen sich die Lernenden in der betrachteten Stichprobe überdurchschnittlich."

Was in der Schule beginnt, setzt sich für manche im Arbeitsalltag fort: Jeder zehnte deutsche Arbeitnehmer ist vom sogenannten Boreout betroffen. Die Betroffenen sprechen kaum über ihr Leid. Häufig täuschen sie aus Unsicherheit intensive Beschäftigung vor.

In Hamburg beginnt Stefan seinen zweiten Tag im Selbstversuch. Auch heute hat er keinen Arbeitsauftrag. Privates Surfen im Internet ist ihm ab sofort verboten. In einer normalen Arbeitssituation wäre es ohnehin ein Kündigungsgrund.

Stefan Witte:
"Ich bin ein bisschen müde und habe heute Morgen extreme Schwierigkeiten gehabt aus dem Bett zu kommen, vielleicht hat das damit zu tun, dass ich schon gewusst habe, dass hier keine Aufgaben auf mich warten. Die Motivation ins Büro zu fahren, war jetzt nicht besonders stark, um ehrlich zu sein."

Isolationshaft ist eine Folter

Je weniger äußere Reize ein Mensch erfährt, desto schneller stellt sich Langeweile ein. Stefans Computer wird abgebaut, seine für heute geplante Selbstbeschäftigung ist damit hinfällig. Zur Ablenkung bleibt Stefan jetzt nicht mehr viel. Und so richtig konzentrieren kann er sich auf die Lektüre der Zeitschrift offenbar auch nicht.

Für Stefan bricht die zweite Hälfte des heutigen Versuchstages an. Die Stunden vergehen wie in Zeitlupe. Im Nebenraum wird sein Verhalten permanent überwacht. Ab heute bekommt Stefan sein Mittagessen ins Arbeitszimmer gebracht. Er darf den Raum nur noch für Toilettenbesuche verlassen und soll keinerlei Kontakt zu Kollegen unterhalten. Und Lesen ist jetzt auch nicht mehr erlaubt.

Stefan Witte:
"Ich muss ehrlich sagen, ich war doch ziemlich frustriert, ich hatte zwar damit gerechnet, dass man mir nach und nach meine Ablenkungsmöglichkeiten wegnimmt, aber dass das alles so schnell passiert und dass das vor allem an einem Tag passiert, damit habe ich jetzt doch nicht gerechnet."

Erste Anzeichen von Müdigkeit stellen sich bei Stefan ein.

Gerd-Günter Voß, Soziologe:
"Wir sind soziale Wesen. Wir brauchen unbedingt Kontakt zu anderen Menschen. Wir brauchen die Anregung, die Ansprache. Wir sind aber auch in dem Sinne Wesen, die sehr aktiv sind und sein müssen. Wir brauchen entsprechende Reize, die uns zur Aktivität auffordern. Und in einer absolut reizarmen Situation besteht die Gefahr, dass wir krank werden. Isolationshaft - also Reizentzug - ist eine Folter, wie man weiß. Aber es ist nicht so, dass wir permanent in der Reizüberflutung leben wollen und können, das macht uns auch krank, sondern die Mischung macht es, die Abwechslung."

Der Flow - ideales Verhältnis von Fähigkeiten und Anforderungen

Gerd-Günter Voß ist Soziologe und spezialisiert auf die Unternehmenskultur in Organisationen. Er lehrt an der Technischen Universität in Chemnitz und beobachtet neben den Burnout-Erkrankungen auch die Boreout-Symptome.
Wer Überlastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt ist, hat ein doppelt so hohes Risiko eine Herzkreislauferkrankung zu bekommen. Aber auch die Unterforderung macht Betroffenen schwer zu schaffen.

Stefans dritter Tag im Selbstversuch:

Stefan Witte:
"Ich bin eigentlich mit relativ guter Laune jetzt in den Tag gestartet, auf jeden Fall mit besserer Laune als ich gestern hatte am Ende des Versuchstages, da war ich ja doch so ein bisschen deprimiert im Grunde genommen und geschockt durch die Wegnahme der Außenreize. Sprich, man hat mir ja meinen Computer weggenommen, man hat mir meine Lektüre weggenommen. Das hat mich dann doch schon so ein bisschen aus dem Takt gebracht. Und ich habe so das Gefühl, jetzt habe ich eigentlich meinen Takt wieder gefunden und gehe eigentlich so ganz entspannt in den Tag."

Stefan sucht sich heute selbst eine Beschäftigung und entwickelt kreative Kräfte. Der Abbau des Telefons sorgt nur für kurze Irritation.

Stefan Witte:
"Mittlerweile hat man mir hier das Telefon abgebaut und ehrlich gesagt kratzt mich das nun überhaupt nicht, das hätte mich vielleicht mehr getroffen am gestrigen Tage, als ich mich noch so ein bisschen lethargisch gefühlt habe, aber jetzt in diesem Gefühl, selbst produktiv und kreativ zu sein, ohne, dass mir jemand eine Aufgabe stellt, ist mir das eigentlich vollkommen wurscht."

Stefan durchlebt gerade eine Extremsituation - Basejumper an der Eiger-Nordwand ebenso, aber eine völlig andere. Sie sind auf der Suche nach dem ultimativen Abenteuer. Je größer die Herausforderung, desto stärker spürt man sich, sagen sie. Der freie Fall sorgt für einen kurzen, aber heftigen Adrenalin-Kick. Wirklich gesund ist hingegen nur der Zustand zwischen der Eintönigkeit und extrem stressigen Situationen: der Flow.

Symptome wie bei einer Erkältung

Michaela Brohm, Motivationsforscherin:
"Flow ist der ideale Leistungs- und Motivationskick sozusagen. Immer dann, wenn die Fähigkeiten in optimaler Passung sind zu den Herausforderungen, dann erleben wir so einen Zustand der Selbstvergessenheit. Wo man an irgendwas arbeitet, schreibt, Cello spielt oder was auch immer, wo man irgendwas tut ohne ein zeitliches Empfinden zu haben und ohne einfach das Gefühl zu haben, ich muss irgendwas machen, sondern wo man einfach in diesem Zustand selbstvergessen agiert und sich auch erst nach dem Zustand das Glücksgefühl einstellt und man sagt: Boah war das toll, das hat Spaß gemacht, das war super."

Am Nachmittag des 3. Tages stellt sich bei Stefan kein Glücksgefühl ein. Er nimmt sich Auszeiten und schläft. In einer realen Arbeitssituation kaum denkbar.

Stefan Witte:
"Ich bin frustriert, müde, habe eigentlich dann heute Nachmittag auch nicht mehr viel gemacht als ein wenig zu schlafen. Ich habe ein bisschen Bürogymnastik getrieben, wenn man so will um nicht der totalen Lethargie anheim zu fallen. Das war‘s dann aber auch schon und ich befürchte ganz stark, dass ich in irgendeiner Weise versuchen muss diese beiden Tage komplett ohne Antrieb herumzukriegen und mir ist völlig schleierhaft wie ich das schaffen soll, ohne eine totale Frustration zu verspüren."

Am Ende des dritten Versuchstags ist Stefans Stimmung hin- und hergerissen.

Stefan Witte:
"Ich hatte fast so ein bisschen Symptome wie bei so einer Erkältung oder so, einen schweren Kopf, Müdigkeit."

Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Erschöpfung, diese Symptome treten regelmäßig bei Menschen auf, denen die Arbeit oder Anerkennung entzogen wird: Arbeitslose, Kranke oder ausgebremste Angestellte. Menschen, die selbstbestimmt arbeiten, kennen dies kaum.


Burnout und Boreout - beides sind Fehlbelastungen

Der vierte Tag des Selbstversuchs beginnt. Nachdenklich ist Stefan auf dem Weg in sein Einzelbüro. Noch zwei weitere Tage ohne Arbeit liegen vor ihm. Wenigstens weiß er, wann die Trostlosigkeit ein Ende haben wird.
Stefan Witte:
"Meine Stimmung ist eher schlecht, ich habe extrem wenig Lust jetzt acht Stunden in diesem Raum zu verbringen und nichts zu tun zu haben. Mir ist es auch heute Morgen sehr, sehr schwer gefallen aus dem Bett zu kommen und diesen Weg hierher anzutreten. Ich habe ganz kurz überlegt, ob ich das Ganze abbrechen soll."

Stefans letzte Kräfte werden geweckt. Er fängt an zu basteln. Englische Wissenschaftler fanden heraus, dass ein vorübergehender Leerlauf oder kurze monotone Tätigkeiten Regionen im Gehirn aktivieren, die bei geistiger Anstrengung ausgeschaltet sind. Danach ist man kreativer.

Seit Beginn seines Selbstversuches vor vier Tagen fehlt auch Stefan Anerkennung und Wertschätzung im Beruf. Da er keine Aufgabe hat, kann er auch kein Lob ernten. Bei den meisten ist Resignation die Folge. Stefan hingegen weiß, der Selbstversuch neigt sich seinem Ende zu. Am frühen Nachmittag wird ihm auch noch seine letzte Ablenkungsmöglichkeit genommen.

Stefan Witte:
"Ich fühle mich ziemlich alle, ziemlich platt und leer vom Nichtstun, vom Rausstarren, vom lethargisch herumsitzen. Hätte ich nicht gedacht, hätte ich nicht vermutet, dass das so anstrengend sein kann. Ich verspüre leichte Kopfschmerzen und bin mir gar nicht mehr so sicher, ob ich morgen eigentlich wieder ins Büro kommen soll. Ja, ich bin kurz davor diesen Selbstversuch abzubrechen, ganz ehrlich. Ich weiß überhaupt nicht, was ich morgen hier soll."

Der fünfte Tag des Selbstversuchs beginnt: Der Gang ins Büro fällt Stefan offensichtlich schwer. Zweiunddreißig Stunden hat er es jetzt schon in dem Einzelbüro ausgehalten - ohne sinnvolle Beschäftigung. Stefan aktiviert seine letzten Ressourcen - und misst den Raum aus. Mehr bleibt ihm zum Zeitvertrieb nicht.

Alleine mit sich und seinen Gedanken

Michaela Brohm, Motivationsforscherin:
"Boreout und Burnout, beides sind Fehlbelastungen, beides sind Fehlbelastungen die in der einen Richtung zu Überforderung und in der anderen zu Unterforderung führen. Und diese Fehlbelastungen führen eben zu sehr ähnlichen Symptomen und das ist das Interessante. Ob man gestresst ist oder ob man sich sehr stark langweilt, man kann die gleichen Symptome zeigen: Lustlosigkeit, Frustration, Müdigkeit und letztendlich dann in einer starken Steigerung Depression auch."

Ohne Aufgabe und ohne Arbeitsmaterialien ist Stefan jetzt ganz allein mit sich und seinen Gedanken. Dass alle seine Reaktionen auf Video aufgezeichnet werden, hat er nach fünf Tagen fast vergessen. Eine willkommene Abwechslung bietet ihm das mittägliche Essen. Wie Stefan ergeht es tausenden Patienten in Krankenhäusern und Bewohnern von Altenheimen. Die Mahlzeiten sind kurze Unterbrechungen der Monotonie.

Stefan Witte:
"Das Highlight es Tages habe ich jetzt hinter mir und das war das Mittagessen."

Die Minuten am letzten Versuchstag ziehen sich wie klebriger Honig. Stefan schläft. Stefan grübelt.

Stefan Witte:
"Ich habe fast die Hälfte des letzten Tages geschafft und jetzt ist meine Stimmung komplett auf dem Nullpunkt. Ich habe das Gefühl, ich habe keine Reserven mehr, um noch länger dieses Experiment, diesen Selbstversuch weiter durchzuführen. Es reicht mir einfach und ich will hier nur noch raus."

Stefan bricht den Versuch ab. Am Mittag des fünften Tages ist seine Geduld am Ende. Tapfer hat er bis hierher durchgehalten. Für viele, die in ähnlichen Arbeitssituationen wie Stefan verharren müssen, ist aufgeben keine Option.

Quelle






Friday 24 October 2014

Dicke leben länger


« Was wir auf der Welt sehen ist keine Übergewichtsepidemie, sondern eine Stressepidemie. Stress tritt immer auf, wenn Menschen in Unsicherheit leben. Ein typisches Beispiel wäre ein unsicherer Arbeitsplatz; das kennen viele, oder unglückliche Partnerschaften, komplizierte Familienverhältnisse oder Einsamkeit - das ist eines der größten Stressfaktoren für den Menschen. Das häufigste ist sicher die Armut, das Leben in ökonomisch instabilen Verhältnissen. »

Prof. Dr. Achim Peters, Hirnforscher








Wednesday 22 October 2014

Sascha Liebermann



Freiheit für alle? Ein Interview zum Bedingungslosen Grundeinkommen
21 October 2014

Jeden Monat einen bestimmten Geldbetrag auf dem Konto zu haben, von dem es sich leben lässt, ohne dafür zu arbeiten. Klingt absurd? Für die Befürworter vom Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) ist diese Idee ein Stück Freiheit. Ich habe mit Sascha Liebermann telefonisch darüber gesprochen. Er ist derzeit Professor für Soziologie an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft und leitet die Forschungsstelle „Bildung und gesellschaftlicher Wandel“. Seit über zehn Jahren beschäftigt er sich mit der Thematik des Bedingungslosen Grundeinkommens. Nicht nur als Forscher befasst er sich damit; als engagierter Bürger trat er 2003 mit der Initiative „Freiheit statt Vollbeschäftigung“, die er gemeinsam mit Kollegen, gegründet hatte, an die Öffentlichkeit.

Vorab einige Eckdaten: Wann haben Sie angefangen, sich mit der Thematik zu beschäftigen?

Das nähere Interesse ist entstanden durch Forschungen zum Wandel der Erwerbsarbeit und Kulturen von Leistungsethik, mit denen wir in den ersten Jahren meiner Zeit an der Universität Dortmund befasst waren, das war um die Jahrtausendwende, - also rein akademisch. Ich war allerdings schon während meiner Doktorarbeit, die sich gar nicht mit dem Thema Grundeinkommen befasste, darauf gestoßen – durch meinen Doktorvater Ulrich Oevermann wurde ich darauf aufmerksam. Erst die öffentliche Diskussion um die Verschärfung der Sozialpolitik in Hessen unter Ministerpräsident Roland Koch, Stichwort „Präventionshelfer“ 1998, und dann die Agenda 2010 Anfang des neuen Jahrtausends gaben den Anstoß, mich zu fragen, ob wir unsere Überlegungen nicht auch in die Öffentlichkeit tragen sollten – als praktischen Vorschlag.

Wie kam es dann zur Initiative „Freiheit statt Vollbeschäftigung“?

Das folgte letztlich aus dem Bestreben, sich angesichts des unsäglichen Tons und aberwitziger Vorschläge wie den damals diskutierten „Gesetzen für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“, vulgo „Hartz-Gesetze“, einzumischen und zumindest eine Alternative aufzuzeigen. Nach einem gewissen Hin und Her, wie das geschehen könnte, legten wir eine Website an. Zuvor allerdings stand noch im Raum, wie wir denn ganz konkret in den öffentlichen Raum treten könnten, eine Website zur damaligen Zeit, war etwas wenig.
Wir entwarfen neun Thesen zur damals in unseren Augen drängenden Lage und schlugen das bedingungslose Grundeinkommen als Ausweg vor. Die ließen wir, , auf Plakate drucken, unter den Thesen standen unsere Namen samt Kontaktadresse, also E-Mail und Website. Das war in der Vorweihnachtszeit 2003. Ich lebte damals noch in Frankfurt am Main, wir entschieden uns – so erinnere ich das zumindest – für diese Stadt, weil sie uns offen und international erschien. Dort mieteten wir diese Klebeflächen in den U-Bahnhöfen für zehn Tage.
Nachdem die Plakate etwa eine Woche hingen, bekamen wir die ersten Mails. Von „Das ist Kommunismus!“ bis hin zu „Das ist neoliberal!“ war alles dabei. Die Plakate hingen länger als angemietet, ganze vier Wochen, das hatte wohl mit einem Auftragsmangel zu tun. Wenn die Mietzeit für die Plakatflächen abgelaufen ist und keine anderen Plakate drübergeklebt werden können, bleiben die alten einfach hängen.Nach etwa vier Wochen gab es die ersten Medienkontakte zu einer Tageszeitung und einem Fernsehjournalisten.

Hatten Sie keine Angst, in eine politische Ecke gedrängt zu werden?

Angst nicht, mit solchen Anfragen sind wir entsprechend umgegangen.

Das heißt?

Wir waren bereit, mit jedem zu diskutieren und zu sprechen, wollten aber unabhängig bleiben, damit wir gerade nicht in eine Ecke gestellt werden können. Das machten wir dann auch bei entsprechenden Anfragen oder bei Vorträgen deutlich, denn wir wurden immer wieder danach gefragt.

Die Initiative nennt sich „Freiheit statt Vollbeschäftigung“ – sind wir denn mit Vollbeschäftigung nicht frei oder wie ist der Zusammenhang?

Der Slogan ist eine Reaktion auf die Diskussion damals. Alles und jedes, so hatten wir den Eindruck, wurde mit Vollbeschäftigung begründet und dem Schaffen oder Erhalten von Arbeitsplätzen. Das war ja schon seit den achtziger Jahren der Fall, hatte sich zur Jahrtausendwende jedoch schon als ewiges Versprechen erwiesen, das nicht erreicht wurde. Vollbeschäftigung ist aber gar kein genuin politisches Ziel, weil für Vollbeschäftigung nicht die Bürger im Zentrum stehen, es geht nur um Erwerbstätige. Sie ist ja auch bloß eine Modellvorstellung aus der Volkswirtschaftslehre und besagt etwas über das Verhältnis von Angebot und Nachfrage am sogenannten Arbeitsmarkt.
Für eine Demokratie jedoch ist nicht der Erwerbstätige das Fundament, es ist der Bürger und daran, was politische Entscheidungen für ihn und seine Stellung bedeuten, müssen sie sich messen lassen. Sie können sich das ganz leicht deutlich machen: Mitarbeiter in Arbeitsverhältnissen, also Erwerbstätige, sind immer und notwendig austauschbar, sie dienen einer Funktion. Bürger hingegen sind gerade nicht austauschbar, die Bürgerrechte werden bedingungslos verliehen. Darüber hinaus geht es bei Vollbeschäftigung immer nur um Erwerbsarbeit, nicht aber um andere wesentliche Leistungen, von denen ein Gemeinwesen lebt: bürgerschaftliches Engagement und Familie. Diese Leistungen werden degradiert in unserer Überbewertung von Erwerbstätigkeit. Wir wollten das zuspitzen und die Stellung des Bürgers stärken. Da war es für uns konsequent zu sagen, eine solche Stärkung ist erst dann gegeben, wenn eine basale Einkommenssicherung nicht mehr in Relation zu Erwerbstätigkeit erfolgt.

Aber ist Erwerbstätigkeit nicht Teilhabe an der Gesellschaft? Carsten Schneider, mittlerweile stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion, schrieb 2007 in einem Gastkommentar bei Spiegel Online, dass die Vielschichtigkeit von Armut ausgeblendet werde. Nicht Geldknappheit sei das Problem, sondern fehlende Chancen aktiver Teilhabe.

Schneider sprach sogar davon, dass das Grundeinkommen „gefährlich“ sei. Der Artikel ist auch heute noch lesenswert, da er eine klare Sprache spricht: die des Misstrauens. „Teilhabe“ klingt ja erst einmal nicht schlecht, doch er spricht auch davon, dass ein sozialer Staat „ermutigt, aktiviert und befähigt“. Das ist genau, was wir in den letzten zehn Jahren erfahren haben.
Nicht wird zuerst einmal den Bürgern vertraut, dass sie schon selbst wissen, was für sie gut ist und wenn nicht, sich Rat holen können. Nein, sie werden unter Druck gesetzt, sanktioniert, ihnen werden erhebliche Pflichten auferlegt – lesen Sie einmal eine Broschüre der Arbeitsagentur zu Rechten und Pflichten von Leistungsbeziehern. Dafür kann man schöne Worte wählen, wie Schneider, oder klare, die aussprechen, was diese Praxis tatsächlich auszeichnet. Wer meint, Bürger müssten aktiviert werden, dreht die Problemlage um. Es ist doch gerade der Druck der Behörden, die stigmatisierenden Effekte eines Sozialstaats, der die Menschen in die Ecke drängt. Das BGE würde ja gerade ermöglichen, frei von Druck und Sanktionsdrohungen, frei von dem vermeintlichen höchsten Ziel, der Erwerbstätigkeit, zu entscheiden, was jemand mit seinem Leben anfangen will.
Dazu muss er sich immer auch die Frage stellen, was er zum Gemeinwohl beitragen kann, dem können wir in unserer Demokratie uns nicht entziehen. Was aber wir zu tun für richtig erachten, muss uns überlassen bleiben, solange sich die Entscheidungen nicht gegen das Gemeinwesen als solches richten.

Sie glauben also, dass es genug Menschen geben würde im Falle eines BGE, die trotzdem noch zur Arbeit gehen und die Wirtschaft am Laufen halten?

Es muss ja nicht jeder alles machen, sich also in jeder möglichen Form engagieren. Ich würde auch nicht sagen, dass dies eine Glaubensfrage ist. Schauen Sie sich unsere politische Ordnung an, sie ist ein hard fact. Diese Ordnung baut auf den mündigen Bürger, er ist die Geltungsquelle politischer Entscheidungen. Wir verlassen uns de facto schon darauf, dass sich die Bürger einbringen, weil wir gar nicht anders können in einer Demokratie, das macht sie gerade aus. Wem das nicht behagt, so klingen die Ausführungen von Schneider, der müsste sich letztlich vor dieser freiheitlichen Ordnung fürchten.
Einwände gegen das BGE werden ja nicht selten mit Studien begründet. Diese wiederum beruhen in der Regel auf Simulationsmodellen. Es wird also auf der Basis von Annahmen ein Handeln in der Zukunft modelliert – das hat mit wirklichem Handeln natürlich überhaupt nichts zu tun.
Zu diesen Annahmen, die da verwendet werden, gehört, dass der Mensch sein Handeln an Anreizen ausrichtet. Erhält er ein BGE und muss er dafür nicht erwerbstätig sein, wird er sein Engagement reduzieren – so argumentiert auch Schneider. Die entscheidende Frage wäre, und da habe ich ganz andere Befunde aus der fallrekonstruktiven Forschung, was ist nun entscheidend, warum machen Menschen, was sie machen? Da stoßen solche methodisch orientierten Studien auf das, was gemeinhin als intrinsische Motivierung bezeichnet wird. Letztlich ist das eine Haltung zur Welt, die sich im Zuge der Sozialisation herausbildet. Sie ist wie ein innerer Kompass, der eigene Entscheidungen ausrichtet.
Natürlich spielt es dabei eine Rolle, ob ein Handeln auch Anerkennung findet, also in einem Gemeinwesen wertgeschätzt wird, doch es ist davon nicht abhängig. Wie sehr dabei die Viefältigkeit der Lebensentwürfe unterschätzt wird, kann man bei jedem Vortrag zum Grundeinkommen erleben.
Irgendwann kommt die Frage auf die „Toilettenfrau“, wer denn solch dreckige, unangenehme Arbeit noch machen würde, wenn es ein BGE gäbe. Die Frage stellen dann immer Menschen, die das als niedrige Arbeit sehen und darauf hinabschauen. Wichtig ist aber: Für wen sind solche Tätigkeiten unattraktiv? Sprechen Sie doch mal mit dem Müllmann, dem Busfahrer! Auch da gibt es ein Berufsethos, das gut zu machen, was man macht. Wie bei ihnen, so ist es in der Regel auch bei Reinigungskräften. Das sind ja außerordentlich wichtige Dienstleistungen – solange sie nicht automatisiert werden können. Dann nämlich verlieren sie an Bedeutung.
Und fragen Sie die doch mal, was eine Reinigungskraft von meiner Arbeit als Wissenschaftler hält. Immerzu lesen, schreiben, analysieren – oft ganz einsam. Da sagen etliche, das sei doch keine Arbeit am, da, so am Schreibtisch. Da herrschen auf beiden Seiten Vorurteile und diese hängen teils von kollektiven Wertschätzungen ab, teils von den eigenen Ambitionen und Neigungen.
Es ist nirgendwo empirisch bewiesen, dass der Mensch eine Tendenz hat, nichts tun zu wollen. Mit „Nichtstun“ wird ja meist verbunden, dass eine bestimmte normative Erwartung nicht erfüllt wird, das ist in der Diskussion um Missbrauch von Sozialleistungen stets zu erkennen.

Nicht überall herrscht ein Berufsethos. Es gibt durchaus Menschen, die ihre Arbeit nicht mögen. Was würde sich in der Wirtschaft durch das BGE ändern?

Die Auswirkungen hängen davon ab, was der Einzelne daraus macht. Für denjenigen, der seinen Beruf nicht mag, heißt das dann vielleicht, dass er den nicht mehr macht. Interessant ist dann aber, was er stattdessen macht. Es ist allerdings oft nicht der Beruf, es sind die Bedingungen, unter denen er ausgeübt wird, die zermürbend sein können.
Ein BGE würde in dreierlei Hinsicht mindestens Wirkungen entfalten: Erstens geht es um die Person um ihrer selbst Willen, um den Bürger als Bürger. Da stärkt das BGE den Solidarverband Gemeinwesen, weil er die Bürger um ihrer selbst willen anerkennt und Einkommen bereitstellt. Zweitens sorgt es für eine Gleichordnung von Tätigkeiten. Momentan ist Erwerbstätigkeit das Einzige, das zählt. Familie, Ehrenamt, das ist zur Privatsache degradiert. Das zeigt ja gerade der Ausbau der frühen Fremdbetreuung. Ein BGE würde hier also Freiräume schaffen und Wertschätzung dafür zum Ausdruck bringen, dass es darauf ankommt, was der Einzelne für wichtig und richtig erachtet. So könnte jemand mehr Zeit mit der Familie verbringen, sich vielleicht ausschließlich ihr widmen, solange er den Eindruck hat, es ist das richtige, für den Partner, für die Kinder. Jemand könnte sein Ehrenamt zum Hauptamt machen. Drittens, und das ist ebenfalls weitreichend und zu wenig beachtet: Wenn man freier entscheiden kann, wo man wirken, wo man sich einbringen will, dann ist die Chance größer ist, dass etwas Gutes dabei rauskommt. Denn, nur, wo etwas mit einer gewissen Hingabe gemacht wird, kann das gelingen. Wenn sie etwas nicht machen wollen, dann ist es doch fatal, daran festzuhalten.

Sie legen den Überlegungen ein sehr positives Menschenbild zu Grunde. Wie passt das zusammen mit dem momentanen System, das auf Anreizmechanismen basiert, bei dem auch Macht – etwa in der Politik - eine große Rolle spielt?

Ja, ist es denn wirklich so, dass Anreizmechanismen den „Laden“ am Laufen halten? Oder Macht, ist sie denn einseitig möglich? Betrachten wir doch mal, wie gut es eigentlich in Deutschland läuft, ich meine das jetzt nicht inhaltlich, da gibt es genug zu kritisieren in meinen Augen, wir hatten ja schon die Sozialpolitik genannt, ich meine das politisch: Wir haben eine demokratische Ordnung, funktionierende demokratische Verfahren, Gewaltenteilung, das hat sich doch erstaunlich entwickelt, wenn man betrachtet, wie wenig Erfahrung wir damit hatten, bevor es auf Drängen der Alliierten eingeführt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg. Das finde ich zuerst einmal bemerkenswert, es ist aber zugleich ein Fingerzeig, weshalb es Traditionen gibt, die diesen demokratischen Grundfesten geradezu entgegenlaufen. In Deutschland ist doch noch immer der vorauseilende Gehorsam enorm ausgeprägt. Wieso tragen wir, ich sage bewusst „wir“, ein solche Sozialpolitik. Es ist ja nicht so, dass eine Mehrheit gegen Sanktionen bei Arbeitslosengeld II wäre, wie manche unken. Wie stark die Unterstützung dafür ist, wie lebendig der Geist des Anreizens und Bevormundens, das erlebt man bei jedem Grundeinkommensvortrag. Der Beitrag von Herrn Schneider, auf den Sie verwiesen haben, bezeugt das ja ebenfalls. Selbst unter Grundeinkommensbefürwortern gibt es Vorbehalte, manche meinen, es müsse mit einer Bildungspflicht verbunden werden, wie Wolfgang Engler, oder die „Gesellschaft“ müsse sich erst an das BGE „gewöhnen“.
Und zum Thema Macht: Das ist auch immer zweiseitig! Wenn es keinen Rückhalt für politische Entscheidungen gibt, dann hat ein Amt auch keine Macht. Wenn wir als Bürger Entscheidungen nicht tragen würden, wären sie nicht durchzusetzen. Umgekehrt trifft es auch zu, dass wer sich nicht gegen Entscheidungen erhebt und mittels demokratischer Verfahren zu streiten bereit ist, der stimmt zu. Das zeigt sich deutlich an solchen Entscheidungen, von denen man den Eindruck hat, dass die Kritik daran heute überwiegt: Bologna-Reform an den Hochschulen, die Privatisierungswelle öffentlicher Unternehmen oder auch „Hartz4“. Die sind uns nicht übergestülpt worden, da gab es ja einen großen Rückhalt.
Man muss sich als Bürger langfristig einbringen. Es reicht nicht bei einer guten Idee, einmal zu versuchen, Gehör zu bekommen. Eine Idee kann erst verwirklicht werden, wenn es genug Unterstützer gibt. Die Diskussion um das BGE hätte sich nicht etabliert, wenn die Befürworter nach kurzer Zeit aufgehört hätten, die Idee zu verbreiten.

Warum sollte eine Gesellschaft, in der diese Ideen einen großen Rückhalt haben, das BGE unterstützen?

Da haben Sie recht, das scheint auf den ersten Blick in der Tat weit entfernt. Doch, hier haben wir zwei Ebenen, die unterschieden werden müssen: Erstens, wie wird in Deutschland über die Menschen und das Land gesprochen? Nehmen Sie einmal die aktuellen Streiks. Es ist doch sonderbar, dass auf der einen Seite über die Verschlechterung von Einkommen und Arbeitsbedingungen gesprochen wird, auf der anderen dann, wenn für eine Verbesserung gekämpft wird, das aber niemanden ins Gehege kommen soll. Politik ist aber immer Interessenkampf, so auch in diesem Fall, ein Kampf um einen guten Kompromiss, das geht nicht ohne Reibereien. Oder nehmen Sie ein anderes Beispiel: Die ewige Wiederkehr über den Missbrauch von Sozialleistungen, obwohl wir darum wissen, dass der Missbrauch relativ gesehen, nicht das Problem ist. Den Bürgern wird abgesprochen, verantwortungsvolle Entscheidungen für ihr Leben zu treffen und deswegen müsse ja mehr kontrolliert werden (Stichwort: Anreize), aber tatsächlich ist jeder, ganz wie es der Demokratie entspricht, in Fragen seines Lebens auf sich selbst zurückgeworfen. Jeder muss selbst darüber befinden, wie er leben und wie er zum Gemeinwohl beitragen will, wenngleich es durch die Überhöhung von Erwerbstätigkeit hier eine normative Vorspurung gibt. Wir leben von unserer politischen Ordnung her viel freiheitlicher, als es das Gerede darüber erkennen lässt. Diese Diskrepanz gilt es aufzuzeigen, um deutlich zu machen, dass wir teils über Scheinprobleme lösen bzw. über unangemessene Antworten. Nicht mehr Druck brauchen die Bürger – z.B. durch Sanktionen im Sozialgesetzbuch – um Entscheidungen treffen zu können, sondern mehr Freiräume.

Wie kann das geschehen?

In einer Demokratie gibt es dazu nur ein Mittel: öffentliche Diskussion. Dort wäre der Ort, sich darüber zu verständigen, wie wir denn als Gemeinwesen leben wollen, ob an den Vorurteilen über die Hängematte und die Faulen denn überhaupt etwas dran ist oder es sich eben nur um Vorurteile handelt. Wenn es bei Vorträgen über das BGE zu dem Einwand kommt, dass es doch mehr Leute gäbe, die nichts täten, dann frage ich ob der derjenige jemanden kennt, bei dem das der Fall wäre. Meist ist das so, dass derjenigen nicht aus eigener Erfahrung spricht, er hat gehört oder gelesen, dass irgend einer sei, der usw. Wenn ein Beispiel dann aus eigener Erfahrung berichtet wird, ist schnell klar, dass die betreffende Person, die als Beispiel angeführt werden soll, krank ist.

Wie kann das BGE finanziert werden?

Ich bin Soziologe und kein Finanzwissenschaftler. Für die Finanzierungsfrage ist es erst einmal wichtig zu wissen: Was treibt die Leute an? Das BGE steht und fällt damit, wie sich die Menschen einbringen – das gilt übrigens auch heute. Die Daten, mit denen gerechnet wird in Simulationsmodellen, sind Ergebnis von Handeln. Wir müssen uns also Fragen, wie dieses Handeln zustande kommt, was es leitet, das ist eine grundsätzliche Frage, auf die Berechnungen keine Antwort geben. Woran könnten wir nun ganz praktisch anknüpfen? Gehen wir vom heutigen Gefüge an Leistungen zur Sicherung des Existenzminimums aus, stellt sich die Lage so dar Es gibt auf der einen Seite den Grundfreibetrag in der Einkommensteuer, auf der anderen Seite Arbeitslosengeld II und entsprechende Leistungen. Sie dienen der Existenzsicherung. Will man mit dem BGE anfangen, müsste man diese beiden Formen nur gesetzlich umdefinieren und direkt ausschütten. Zugleich würden die alten Leistungen, die ihnen entsprechen, abgeschafft. Dann wäre die Frage, ob das BGE nicht höher ausfallen sollte, als diese bisherigen Leistungen, das ist eine Frage des politischen Willens. Nicht zu unterschätzen ist, wie sich durch das bedingungslose Grundeinkommen womöglich die Wertschöpfung verändern würde. Denn wenn die Möglichkeiten besser sind, eine jedem Einzelnen gemäße Tätigkeit zu ergreifen, wirkt sich das auf das Ergebnis derselben aus, Es ist also gut denkbar, dass wir effizienter und effektiver produzieren könnten, soweit es um standardisierte Güter und Dienst geht. Doch auf für das Bildungswesen und damit Bildungsprozesse hätte das Folgen.

Wie hoch sollte denn der Betrag des BGE sein?

Der Betrag müsste so hoch sein, dass eine alleinstehende Person gut damit über die Runden kommt. Auch da ist allerdings die nächste Frage, wie viel wäre das denn? Das wird man nur pauschal beantworten können, darauf zielt die Diskussion auch.

Und andere soziale Sicherungen wie Renten- , Kranken-, Pflege-, oder Unfallversicherung?

Das Grundeinkommen ist eine Absicherung nach unten, andere Leistungen muss es weiter geben. Die könnten aber ganz anders gestaltet sein, manche wären womöglich überflüssig, nehmen sie die Rentenversicherung von heute oder die Arbeitslosenversicherung. Wer eine dauerhafte Absicherung von der Wiege bis zur Bahre hätte, die höher läge als die heutige Durchschnittsrente, und es weiterhin bedarfsgeprüfte Leistungen gäbe, wären sie da nicht überflüssig?

Welche Rolle spielt das Thema Freiheit in einer Gesellschaft, in der das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt wurde?

Freiheit begreife ich nicht als eine, in der das Individuum wie ein autarkes, sich selbst versorgendes Subjekt, im Zentrum steht. Freiheit ist immer Freiheit in Abhängigkeit. Um frei zu sein braucht das Individuum Andere. Freiheit ist ein Resultat von Fürsorge, denken Sie nur an die Sozialisation. Egal ob elterliche Fürsorge oder das Gemeinwesen, das Freiheit schafft und die Bürger schützt, die Bürger also sich gegenseitig, – ohne sie gäbe es keine Freiheit. Es ist immer Freiheit durch, nicht nur die Freiheit von und die Freiheit zu. Wir sind immer von anderen abhängig und sei es nur von der Toleranz der anderen.
Ein BGE würde genau das herausheben, dass es Freiheit nur durch andere geben kann. Wir wären dann viel freier, was etwa das Thema Familie betrifft. Wir könnten problemlos zu Hause bleiben bei den Kindern, wenn wir das wollen und solange wir es für richtig hielten. Das BGE signalisierte ja, dass genau dies erwünscht sei, während heute alles in Richtung Erwerbstätigkeit drängt.
Die Last der Entscheidungen für das Leben kann einem aber keiner nehmen. Menschen, die momentan einfach nicht fähig sind, arbeiten zu gehen aufgrund ihrer Lebensgeschichte, Traumata haben, die stehen im heutigen Sozialstaat mit dem Rücken zur Wand, weil sie der normativen Verpflichtung, erwerbstätig sein zu sollen, nicht entsprechen. Sie müssen sich Vorwürfe anhören, dass sie anderen auf der Tasche liegen, werden in die Enge gedrängt. Das wäre mit dem Grundeinkommen nicht mehr so, der Druck wäre weg, gerade weil es bedingungslos bereitgestellt würde.
Das erhöhte die Chance, dass diejenigen, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte mit dem eigenen Leben hadern, eher bereit wären, Hilfe in Anspruch zu nehmen, auch therapeutische, wo das nötig wäre, als heute, wo sie als Verlierer betrachtet werden. Die Auswirkungen gingen in alle Richtungen und damit ins Zentrum des Gemeinwesens.
Unsere Sozialisation ist übrigens ein sehr stabiles Gerüst. Das bedingungslose Grundeinkommen würde nichts revolutionär umstürzen. Es wäre eher eine Klärung – wir würden die Möglichkeiten, die wir heute schon haben, noch deutlicher sehen. Es ist auch eine Bürde, ein Zumutung. Denn wir können dann die Verantwortung für unsere Entscheidungen nicht mehr auf andere schieben.

Vielen Dank für das Gespräch!
Louisa Mosemann

21 Jahre alt, angehende Journalistin, momentan noch im Masterstudium in Kaiserslautern. Ehemals (freie) Mitarbeiterin für den SWR, Die Rheinpfalz, Zeit Online.
Kaiserslautern

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Sunday 19 October 2014

Die Hartz-IV-Gesetze sind die Arbeitshäuser des 21. Jahrhunderts


Zum 1. April 2015 soll das Hartz-IV-Gesetz verschärft werden. Armut soll damit weiterhin als abschreckendes Beispiel dienen Haben Sie keine Erwerbsarbeit? Früher hätte das ungemütliche Konsequenzen haben können: 1589 wurde in Amsterdam eines der ersten sogenannten "Arbeitshäuser" eröffnet, um die "Abneigung gegen Arbeit zu kurieren". Die Heilmethoden waren alles andere als homöopathisch: Die Müßiggänger sperrte man in ein Verlies, in das man nach und nach Wasser füllte. Die im Wasser stehenden Gefangenen mussten ununterbrochen eine Pumpe betätigen, um sich vor dem Ertrinken zu retten. Mit dieser perversen Folter wollte man den Arbeitsunwilligen ihre Faulheit austreiben und ihnen hautnah demonstrieren, dass emsiges Arbeiten überlebensnotwendig sei. Die Menschen, die der Logik der Erwerbsarbeit in der aufkommenden kapitalistischen Gesellschaft nicht folgen wollten, wurden durch Gewalt zugerichtet und diszipliniert.

Die grausamen Arbeitshäuser verbreiteten sich schnell in ganz Europa; erst 1969 wurden sie in Deutschland abgeschafft. Nach Ronald Reagan und Margaret Thatcher dauerte es dann etwas, bis sich der Neoliberalismus auch in Deutschland vollends entfalten konnte. Am 1. Januar 2005 aber kam "Hartz IV". Seitdem leben Millionen Menschen mit dem ALG II, das bekanntermaßen weder zum Leben noch zum Sterben reicht. Selbst Menschen, die um jeden Preis arbeiten wollen, aber nicht können, bekommen das zu spüren. Ganz zu schweigen von denen, die durch Krankheit, Kündigung oder andere Schicksalsschläge in Hartz IV gestürzt sind.

Kurz nach der Einführung von Hartz IV drohte der damalige SPD-Arbeitsminister Franz Müntefering mit den biblischen Worten Paulus’: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!" SPD und Grüne wussten damals genau, was sie taten. Nichts zieht so sehr den Volkszorn auf sich wie die (vermeintliche) Faulheit.

Mit der Drangsalierung der Arbeitslosen lässt sich prima Stimmung machen – und Wahlen gewinnen. Das geschieht auf vielerlei Wegen: Von Wirtschaft und Politik hören wir ständig das Gefasel von "Wachstum", "Wettbewerb" und "Standortsicherheit", um uns einzureden, dass wir "Gürtel enger schnallen" müssten, weil nur so "sichere Arbeitsplätze" möglich seien – alles andere sei "alternativlos". Eine Lohnerhöhung sei nicht drin, weil sonst die Firma pleitegehe. Wir dürften die Reichen nicht zu stark besteuern, weil sonst die "Leistungsträger" ins Ausland gingen. All diese Dinge werden Konsens – sogar bei den Erwerbstätigen selbst.

Untermauert wird dieser verheerende Konsens, indem massiv die reale Lage verdreht wird: Angeblich haben wir einen "Fachkräftemangel", zum Beispiel bei Ingenieuren, wie uns Lobby-Verbände und unkritisch abschreibende Medien weismachen wollen. Tatsächlich aber spricht die Bundesagentur für Arbeit von einem solchen Mangel, wenn auf eine Stelle drei Bewerber kommen – der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) sieht einen angeblichen Fachkräftemangel bei fünf Bewerbern pro freier Stelle. Die Wirtschaft will sich die Rosinen aus einem Überangebot an Bewerbern herauspicken, die anderen Bewerber fallen unter den Tisch – und schlimmstenfalls in Hartz IV. Und bei Hartz IV geht die Propaganda weiter: Jede BILD-Schlagzeile über vermeintliche "Sozialschmarotzer" und jede RTL-II-"Teenie-Mütter"-Folge untermauert die feindliche Stimmungslage gegen erwerbslose Menschen.

Seit der Einführung von Hartz IV stimmen 47,3 Prozent der Deutschen der Aussage zu, dass die meisten Arbeitslosen kaum daran interessiert seien, einen Job zu finden, wie das Forschungsprojekt "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" ermittelt hat. Aufschlussreich ist dabei die Feststellung, dass die Hetze gegen Arbeitslose und Arbeitsverweigerer mit dem Einkommen steigt. Wilhelm Heitmeyer, der Leiter des Projekts, sieht die Ursachen hierfür in einer "Ökonomisierung des Sozialen":

In der Selbstwahrnehmung der Vermögenden strotzen deren Biografien vor Effizienz, Nützlichkeit und Verwertbarkeit. Dazu kommen durch ihre Sozialisierung – etwa durch Abschottung, ihre Wohnlage – bestimmte Habitusmuster. Dazu gehört Gleichgültigkeit gegenüber Obdachlosen. Es gibt eine elitäre Parallelgesellschaft, in der ein eisiger Jargon der Verachtung herrscht und kaum Interesse an gesellschaftlichen Integrationsproblemen. Es gibt also keine Auseinandersetzung mit dem, was in unserer Gesellschaft geschieht. Es geht den Reichen bei ihrer Abschottung um die Sicherung ihres Status. Insofern gibt es sozusagen einen Klassenkampf von oben.
Wilhelm Heitmeyer

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Saturday 18 October 2014

Sanktionen verfassungswidrig



Hartz-IV-Sanktionen sind verfassungswidrig
Ein Gastbeitrag von Arnd Pollmann


Sozialleistungen gemäß Hartz IV müssen ein "menschenwürdiges Existenzminimum" gewährleisten – das hat das Bundesverfassungsgericht vor wenigen Wochen bekräftigt. Leider hatte das Gericht auch diesmal nicht zu prüfen, was ständig übersehen und politisch totgeschwiegen wird: Nicht der Hartz-IV-Regelsatz ist das verfassungsrechtliche Problem. Es sind die Sanktionen, die das Jobcenter verhängen kann. Diese Sanktionspraxis verletzt das Gebot zum Schutz der Menschenwürde.

Nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II) führen bereits kleinere Regelverstöße, etwa ein verpasster Termin im Jobcenter, stufenweise zu einer Absenkung des Regelsatzes (derzeit 391 Euro). Wenn ein Hartz-IV-Empfänger nicht die geforderte Anzahl an Bewerbungen schreibt oder einen Ein-Euro-Job ablehnt, gilt das bereits als schwere Pflichtverletzung. Bei Wiederholung kann dann der komplette Regelsatz gestrichen werden. Unter-25-Jährige trifft es noch härter: Ein einmaliger Regelverstoß genügt, um die Zahlungen einzufrieren. Dann werden nur noch die Kosten für Unterkunft und Krankenkasse übernommen ‑ und selbst die können im Fall einer weiteren Pflichtwidrigkeit für drei Monate auf null gesetzt werden. 10.800 Menschen waren im Jahr 2012 von dieser Auf-null-Setzung betroffen; insgesamt wurden 1.024.620 Sanktionen verhängt.

Abgesehen davon, dass diese Sanktionen fast immer kontraproduktiv sind: Durch sie wird hunderttausendfach ein Versprechen gebrochen, das sich die Sozialgesetzgebung selbst auferlegt hat. "Die Grundsicherung für Arbeitsuchende soll es Leistungsberechtigten ermöglichen, ein Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht", heißt es im SGB II. Die Sanktionen konterkarieren diesen Grundsatz: Wenn die in voller Höhe gezahlte Leistung ein Leben in Würde ermöglichen soll, dann senkt jede Reduktion des Regelsatzes das Lebensniveau in Richtung "nackten Überlebens". Und werden die Bezüge auf null gesetzt, so scheint nicht einmal mehr nacktes Überleben möglich. Eine solche Sanktionspraxis verträgt sich nicht mit dem als "absolut" zu verstehenden Anspruch aus Artikel 1 des Grundgesetzes – die Würde des Menschen ist unantastbar.

An dieser Misere ist das Bundesverfassungsgericht nicht ganz unschuldig, weil es von einem "menschenwürdigen Existenzminimum" spricht. Hier werden zwei Dinge vermischt, die man auseinanderhalten muss: das bloße Existenzminimum und die Menschenwürde. Für ein menschenwürdiges Leben ist mehr nötig als das, was man zum Überleben braucht, zum Beispiel eine gerecht entlohnte Tätigkeit statt Zwangsarbeit mit Niedriglohn; Kleidung, mit der man sich auf die Straße traut; ein gewisses Maß an Bildung, das eine Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben ermöglicht. Ein Mensch kann ohne diese Dinge "leben", nicht aber menschenwürdig. Daher ist die gegenwärtige Sanktionspraxis, die den Rotstift genau in diesem Zwischenbereich ansetzt, verfassungswidrig. Der Staat vergeht sich nicht nur an seinen Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch an seinem wichtigsten Verfassungsgrundsatz.

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Sunday 12 October 2014

Wird Wäsche richtig sauber, wenn man sie bei 30 Grad oder kälter wäscht?







Heiß haben’s die Deutschen gerne: Sie waschen ihre Wäsche bei durchschnittlich 46 Grad. In anderen Ländern liegt die mittlere Temperatur eher bei 30 Grad. Laufen andere Völker in schmutzigeren Klamotten herum?

Die bei uns üblichen Waschmaschinen heizen kaltes Wasser elektrisch auf, auch wenn meist ökologisch günstiger erhitztes Wasser aus der Leitung kommt. Die dafür erforderliche Energie steigt mit der Temperatur: 40 Grad benötigen doppelt so viel wie 30 Grad, 60 Grad fünfmal so viel und 90 Grad zehnmal so viel. Schon ein paar Grad weniger können also viel Strom und Geld sparen.

Die großen Waschmittelhersteller haben vor ein paar Jahren ihre Rezepturen geändert. Die enthaltenen Enzyme lösen jetzt Fett und anderen Schmutz schon bei Temperaturen um 20 Grad aus der Wäsche. Große Werbekampagnen dazu gab es allerdings nicht, ...

Die normal verschmutzte Wäsche, die wir in die Maschine stecken, enthält keine Keime, vor denen man große Angst haben müsste. Und auch wenn die Kaltwäsche nicht die Temperatur erreicht, bei der Bakterien zuverlässig abgetötet werden – dazu muss man mit 60 Grad oder mehr waschen –, so sterben doch viele Erreger in der Seifenlauge.

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Monday 6 October 2014

13 Gründe, niemals einen Job anzunehmen


Der Wecker klingelt, ich drücke den Snooze-Button, drehe mich um, fünf Minuten später geht das Spiel von vorn los, ein paar Runden später stehe ich zähneknirschend auf. Gehe unter die Dusche, putze die Zähne, denke an den Weg zur Arbeit und die folgenden 9 Stunden im Büro. Schlucke den Widerwillen hinunter, ein Stück davon bleibt allerdings den gesamten Tag über in meinem Hals stecken. Breche (auf, zur Arbeit). Lauter Leute unterwegs, lauter Leute im Büro, denen es genauso geht. Bis zur Mittagspause vergeht die Zeit noch halbwegs schnell, danach dehnt sie sich aus.

Ich bin ein Angestellter. Ich habe einen Job. Aber wenig Freiheit, wenig aufregende Tage, viel weniger Geld, als mir eigentlich zustünde, um für die Zeit zwischen dem ersten Weckerklingeln und dem Nachhausekommen angemessen entschädigt zu werden. Meine Wochenenden und mein Urlaub sind mal mehr, mal weniger schöne Inseln in einem Meer aus Mist.

Ich mache das so, weil es eben so gemacht wird.

Halte an, halte inne. Es gibt viele gute Gründe, niemals so zu leben, niemals einen Job anzunehmen.

1. Hinter Gittern – der Angestelltenknast

Hinter Gittern werden Träume gebrochen. Hinter Gittern verlieren Menschen nach und nach ihre Lebendigkeit.

Sie sehen nur noch andere Menschen, die sich Jahr für Jahr mehr von ihren Träumen verabschieden, von dem, was sie in ihrer Kindheit, Jugend und als junge Erwachsene erleben und erreichen wollten.

Die Gitter halten uns davon ab, rauszugehen und das Leben zu führen, das uns glücklich machen würde, unsere Tage so zu verbringen, wie wir es uns wünschen.
Im Job zeigen sich die Gitter nicht als metallene Stäbe, sie sind aber genauso gnadenlos hart und unumgänglich.

Aber nur, solange wir an sie glauben.

Es gibt sie gar nicht. Wir glauben nur an die Gitter, weil es die meisten Anderen auch tun.

Reiß’ sie nieder.

Du brauchst kein großes Einkommen, Du brauchst ein großes Leben.

Ein großes Leben besteht nicht zum größten Teil aus Meetings mit Wichtigtuern, aus Schreibtischen mit vor sich hinratternden Computern, an denen man 40, 50, 60 Stunden in der Woche hockt, um seelenleere Tabellen und Powerpoint-Charts zu füllen. Es besteht nicht aus toten Zeiten zwischen ersehnten Zigaretten-, Kaffee- und Mittagspausen.


2. Im Job bleibt man ein ewiges Kind (oder lässt sich so behandeln)

Ein Kind braucht Grenzen, die die Eltern für es setzen. Es braucht Eltern, die sich um es kümmern und Lob, wenn es etwas richtig gemacht hat.

Ein erwachsener Mensch nicht.

Ein Job grenzt uns ein, gibt vor, wann wir wo was zu tun haben. Sind wir dann fertig, gehen wir zum Chef, stellen unser Ergebnis vor, und wollen gelobt werden.

Im Job bleibt man ein Kind – oder lässt sich zumindest so behandeln.

Abhängig.

Hast Du ein schlechtes Gewissen, wenn Du mal einen Tag nicht arbeiten willst – so, wie wenn Du der strengen Chef-Mutti verheimlichen möchtest, dass Du gar kein Fieber, sondern das Fieberthermometer nur kurz auf die Heizung gelegt hast?

Wie lange darfst Du am Abend zum Spielen rausgehen, wann musst Du spätestens wieder da sein, damit Du Chef-Mutti am nächsten Tag von Deiner Frische und Leistungsbereitschaft überzeugen kannst?

Bei Mutti kann man nicht kündigen, im Job schon.

Sei ein Erwachsener.

Sei frei.


3. Die verlernte Intuition

Oft ist es unser Bauchgefühl, unsere Intuition, die uns im Leben weiterbringt. Das Gefühl, etwas Großes schaffen oder etwas Schlimmes verhindern zu können.

Wie jeder Muskel und alles andere auch wächst das, was man trainiert, und schrumpft, was man nicht nutzt („use it or loose it“). So schrumpft auch unsere Fähigkeit, intuitiv zu handeln, wenn wir sie nicht nutzen.

Intuition bringt aber nun mal das „Problem“ mit sich, zu etwas jenseits der Rationalität zu streben. Wer Fehler macht, und hinterher keine klaren Argumente hervorbringen kann, warum es zumindest einen Versuch wert war, steckt schnell in der Klemme.

Es mag ein paar innovative Unternehmen geben, die Freiraum und das Fehlermachendürfen zur Priorität erklärt haben. In 99 von 100 Unternehmen ist das leider anders – da ist es oft besser, gar nichts zu tun, als sich etwas zu trauen, das einem hinterher Ansehen oder gleich den Job kostet.

Dass man als Angestellter außerdem nur selten die eigenen Früchte ernten darf, lässt die Motivation und den Mut zur Intuition noch schneller absterben.


4. Nichts, das bleibt

Hast Du heute oder in der letzten Woche mit Deiner Arbeit etwas geschaffen, das Bestand hat – ein Einkommen, von dem Du auch über dieses Monat hinaus profitieren kannst?

Oder musst Du nächsten Monat wieder Deine wertvolle Lebenszeit gegen einen Gehaltszettel eintauschen, um Deine Rechnungen zahlen zu können?

Mit einem Job baut man nichts auf. Fähigkeiten vielleicht, ja (aber auch in erster Linie nur solche, die einzig zum Überleben in der Angestelltenwelt dienen), bestenfalls ein oder zwei Beziehungen, die überleben, wenn wir woanders hingehen. Aber auf keinen Fall etwas, das einmal erschaffen fortwährend Einkommen generiert.

Ein Buch zum Beispiel schreibt sich meist nicht innerhalb von einem Monat, dafür kann es über Jahre hinweg für Einkommen sorgen. Eine Website mit vielen Besuchern lässt sich nicht von heut auf morgen aufbauen. Doch irgendwann gewinnt sie ein Eigenleben, das uns ganz oder teilweise ernähren kann.

Du tust etwas einmal, und das Ergebnis kann vielen Menschen immer wieder helfen.

So lange das eigene Einkommen davon abhängt, dass wir heute wieder den selben Mist machen müssen, wie gestern, so lange ist nichts erschaffen, so lange sind wir nicht frei.


5. Liebst Du Deinen Chef? Solltest Du aber, denn Du machst ihn ja reich

Für wen schaffst Du sonst bleibenden Wert, wenn nicht für Dich?

Na klar, für Deinen Chef oder für dessen Chef, der Dich eingestellt hat, weil Du ihm mehr Geld einbringen sollst, als Du ihn kostest.

Also: wie sehr liebst Du ihn, Deinen Boss? Mehr als Dich selbst? Wenn ja, dann bist Du in einem Job fantastisch aufgehoben!

Wenn nein: wäre es nicht schön, Dich selbst mit Deiner wertvollen Arbeit reich machen zu können?


6. Keine Zeit für wichtige Dinge

Die mühsame feste Tages-, Wochen- und Jahresstruktur lässt uns abends erschöpft nach Hause kommen, die Hemden bügeln, vielleicht noch ein paar Mails beantworten, die der Chef am Abend geschickt hat, weil er selbst ja auch nichts besseres mit sich und seinem Leben anzufangen weiß.

Und schon ist er wieder um, der Abend, schon sind sie wieder da, die Schlafprobleme, das Klingeln des Weckers, der leere Blick im Spiegel.

Das eine Problem ist, dass wir als immer wieder arbeiten müssen, um die nächste Rechnung zahlen zu können. Das andere ist, dass viele Menschen von ihrem sinn- und freudlosen Job so erschöpft nach Hause kommen, dass sie keine Kraft finden, bewusst schöne Zeit mit den Kindern, dem Partner oder Freunden zu verbringen.

Was bleibt, ist die Glotze. In die wir dann genauso leer starren, wie in den Spiegel am Morgen und den Monitor im Büro.

Die kostbare, stark begrenzte Lebenszeit verstreicht (wir wissen oft gar nicht, wie stark begrenzt sie wirklich sein wird). Einfach so. Das ist der Preis für … ja, für was eigentlich … für Sicherheit?


7. Sicherheit war mal

„Such Dir einen sicheren Job“, hieß es früher oft.

Heute einen sicheren Job zu finden ist ungefähr genauso wahrscheinlich, wie Elvis Presley aufzuspüren, der manchen Anhängern zufolge im Ufo über uns herumschwebt.

Jobs sind so lange sicher, wie es dauert, eine Kündigung auszusprechen (und je nach Art der Kündigung noch ein paar Monate Kündigungsfrist länger).

Große Konzerne entlassen zehntausende, eigentlich gewinnbringende Mitarbeiter, weil sie in anderen Ländern billiger und damit noch profitabler produzieren können.

Mittelständler mit großer Tradition sind nicht länger verschont.

Über kleine Unternehmen müssen wir gar nicht erst sprechen.

Und dann steht man da, hat sich verlassen auf die „sichere“ Stelle, den loyalen Arbeitgeber, der sich doch dafür kenntlich zeigen müsste, dass man sich jahre- und jahrzehntelang den Arsch für ihn aufgerissen hat.

Tut er aber nicht.

Der einzige Einkommensfluss versiegt dann, unser Konto verdurstet schnell.

Da die wenigsten Angestellten jeden Monat genügend Geld beiseite legen können, um im Falle einer Kündigung eine Zeit lang gut überleben zu können, ist ein Job das Gegenteil von Sicherheit.


8. Alt und arm

Wenn Du jetzt noch 20 Jahre oder mehr von Deiner Rentenzeit entfernt bist … glaubst Du wirklich, dass Du im Alter davon leben können wirst?

Dann wirf’ doch mal Google an mit der Suche „Die Rente ist sicher“ (und lies nicht nur das, was Norbert Blüm sagt).

Wer nicht selbst vorsorgt, wird irgendwann alt und arm sein. Leider fehlt dafür das Geld, wenn ein großer Teil des Bruttoeinkommens in die Rentenkasse fließt, die leer sein wird, wenn wir irgendwann hineingreifen wollen.


9. Die Entschädigungs-Falle

Unzufriedenheit macht kauflustig. Liegt hinter uns ein langer Tag mit langen und sinnlosen Aufgaben und Meetings, neigen wir dazu, uns zu entschädigen. Mit einer Pizzabestellung am Abend. Oder einem neuen Fernseher, oder Auto – wir „haben ja schließlich dafür gearbeitet“.

Dass wir eigentlich keine Dinge brauchen, sondern freie und erfüllte Lebenszeit, mögen wir dann kurz vergessen können. Aber eben nur kurz. Bis zur nächsten Pizza, dem nächsten Fernseher, dem nächsten Auto.

Die ganzen Entschädigungen fesseln uns an einen „höheren“ Lebensstandard und damit auch weiter an den Job.

Noch schlimmer wird es, wenn wir uns mit Dingen entschädigen wollen, die wir uns nicht leisten können – bzw. nur mit einem Kredit.

Ein Kreislauf entsteht:

Unzufriedener.

Höhere Ausgaben.

Mehr Zwang zur Arbeit.

Unzufriedener.


10. Was die Masse tut, ist meistens dumm

Psychische Erkrankungen, Übergewicht und Herzerkrankungen sind auf dem Vormarsch. Und das nicht von ungefähr. Die Art und Weise, wie die meisten Menschen leben, wie die Masse lebt, isst, arbeitet, sich verbiegt führt ins Verderben.

Könnte das Berufsleben der Leute, das ja immerhin den größten Teil der Tageszeit neben dem Schlafen ausmacht, auch damit zu tun haben?

Wir fragen uns oft: was tut die Masse? … und tun es dann selbst.

Besser ist aber sehr, sehr häufig zu fragen: was tut die Masse nicht? … und genau das umzusetzen.

Wie verbringt die Masse ihr Leben?


11. Die egoistische und feindliche Welt der Angestellten

Im Job lernen wir: es geht um uns selbst, nicht um andere. Um Selbstinszenierung und nicht darum, Nutzen für andere zu schaffen.

Zwangsläufig ist unser Denken und Handeln als Angestellter davon geprägt, nur den eigenen Nutzen zu maximieren:

Wie bekomme ich ein lausiges Ergebnis so poliert, dass es zumindest für ein Meeting lang glänzt?
Wie lange kann ich meine Pause ausdehnen, ohne dass sich jemand beschwert?
Wie bekomme ich die nächste Gehaltserhöhung, ohne mir dabei mehr aufzuladen?

Da auch die Kollegen rechts und links von uns so denken und handeln, und wir das genau wissen, entsteht eine mehr oder weniger unterschwelle Feindlichkeit. Eine Stelle kann eben nur von einem besetzt sein, und dann doch in jedem Fall lieber von mir, als dem anderen.

Mit dem eigenen Business ist es etwas anderes. Je mehr Wert wir für andere schaffen, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir dafür irgendwann entlohnt werden. Wir sind daher viel mehr gezwungen, uns um den Nutzen für andere zu sorgen.

Das gilt nicht nur für die eigenen Kunden, sondern auch für Partnerschaften mit anderen Unternehmen. Mit gemeinsamen Vorhaben kann deutlich leichter Wert für alle Beteiligten geschaffen werden, als im Angestelltenverhältnis.

Business kann auch Krieg sein, für andere Wert zu erschaffen wird aber viel eher belohnt.


12. Mein Kollege, der Zombie

Nicht nur der Egoismus und die Feindlichkeit der Angestelltenwelt schaden uns, sondern bereits die bloße Anwesenheit derer mit dem tagtäglichen Brocken Widerwillen im Hals.

In den letzten Jahrzehnten haben Studien immer wieder gezeigt: wenn diejenigen, mit denen wir die meiste Zeit verbringen, arm sind, dann sind wir es auch, sind sie dünn, sind wir es auch. Die meisten von uns wiegen ungefähr so viel wie der Durchschnitt derer, mit denen wir unser Leben leben. Und dazu gehören nicht zuletzt die Kollegen.

Wenn es für Körpergewicht und Einkommen gilt, dann auch für die eigene Lebendigkeit.

Da das Angestelltendasein vielen Menschen ihre Freiheit, ihre Träume, ihre Intuition und Energie raubt, bleibt nach vielen Jahren oft nichts mehr als eine graue, verbitterte, frustrierte Hülle, die den Kern der Lebendigkeit und Lebensfreude ummauert hat.

Und mit solchen Leuten verbringen wir mehr Zeit als mit der eigenen Familie und den Freunden.

Es ist wie im Horrorfilm: wenn wir mit Zombies herumhängen, werden die Zombies uns beißen, und wir werden selbst zu einem.


13. Schlechtes Vorbild

Willst Du wirklich, dass Deine Kinder und alle anderen, die Dir am Herzen liegen, so abhängig und eingeschränkt leben müssen, wie es die meisten Angestellten tun?

Nein?

Dann sei ein Vorbild, inspiriere sie mit Deinem eigenen Leben, mache ihnen Mut, ihren eigenen Weg zu gehen.


Was sagt Dein Herz?

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Inspiration Englisch