Friday 21 November 2014

Was Google über Dich weiß


1. Wie Google dich sieht: dein Persönlichkeitsprofil

Welches Profil Google über dich angelegt hat, zeigen die Anzeigeneinstellungen. Über diesen Link kannst du sehen, nach welchen Kriterien Google Anzeigen einblendet. Dabei kommt zum Beispiel heraus, dass Google das Geschlecht, das Alter, die Sprache und diverse “Interessen” kennt. Die “Interessen” leitet Google aus den bisherigen Aktivitäten bei Google-Diensten ab. Diese Informationen kannst du bearbeiten – oder komplett deaktivieren. Dazu klickst du unten in der Zeile “Deaktivierungseinstellungen” in beiden Spalten auf “deaktivieren”. Auch wer kein Google-Konto hat, kann hier Informationen finden – und die interessenbezogenen Anzeigen deaktivieren.


2. Wonach du bei Google suchst: deine Suchhistorie

Google speichert deine Suchanfragen. Die peinlichen wie die rühmlichen. Du kannst hier sehen, was Google sich gemerkt hat. Du kannst Einträge löschen und die Erfassung pausieren lassen – und alle bei Google gespeicherten Daten zu exportieren! Um die Einträge zu löschen, musst du zunächst die Checkbox neben der Schaltfläche “Einträge entfernen” aktivieren, und dann die Schaltfläche anklicken. Alternativ kannst du auch einzelne Suchbegriffe über deren Checkbox markieren und löschen.


3. Wo Google dich sieht: dein Bewegungsprofil

Die Location-History, eine Art Bewegungsprofil, funktioniert nur, wenn man ein Android-Gerät benutzt, das Google jeweils den eigenen Aufenthalt mitteilt. Wo du dich in der Vergangenheit aufgehalten hast, erfährst du also in Googles Standortverlauf. Der Standortverlauf lässt sich löschen. Klicke dazu auf “Verlauf für diesen Tag löschen” oder auf “Gesamten Verlauf löschen” (links unter dem Kalender).


4. Welche Geräte Google sieht: deine Technik

Google weiß aber nicht nur, was dich interessiert, sondern auch, auf welchen Geräten du die Googledienste nutzt, zu sehen auf der Seite Geräte & Aktivitäten. Die zu löschen, ist nicht möglich. Es gibt nur einen Weg, diese Daten Google nicht zur Verfügung zu stellen: Du entfernst alle Google-Anwendungen von allen Geräten


5. Welche Anwendungen deine Google-Daten nutzen: deine Apps

Google zeigt auch an, welche Apps und Programme auf Google-Infos zugreifen, etwa auf das YouTube-Konto oder die in Gmail gespeicherten Kontakte (LinkedIn macht das beispielsweise). In den Kontoberechtigungen siehst du alle Apps, denen Du Zugriff gewährt hast.


6. Wer du bist: dein Google-Ich

Und schließlich bietet Google die Möglichkeit, die komplette Such-Historie anzuschauen und alle bei Google gespeicherten Daten zu exportieren. Das Tool heißt Takeout. Die gesammelten Daten sollte man dann aber besser sehr gut verwahren und nur verschlüsselt archivieren.

Sunday 2 November 2014

The YouTube Money Machinery

Since my channel (uploads) got a certain amount of views and subscribers, I get these strange PMs which I don't have any use for, since the scheme is only for 100% self created videos. Is it really so difficult to see that almost all my uploads actually violate copyrights of others?


















Saturday 1 November 2014

Dialog zum Kapitalismus


Zu einem meiner Uploads bei YouTube (arte - Kapitalismus) gab es einen interessanten Dialog, den ich in diesem Blog festhalten möchte.


PerAsperaAdAstra74

Kapitalismus hat einzig und allein eine Bedeutung: Privateigentum an den Produktionsmitteln. Es geht überhaupt nicht an, Sklaverei und Kapitalismus gleichzusetzen! Sklaverei ist das absolute Gegenteil von Kapitalismus. Im Kapitalismus kann Arbeit verweigert werden. Das schlimmste, was passieren kann, ist dass man gefeuert wird, bzw. für den Unternehmer, dass ein Arbeiter kündigt!
Wenn man mit Todesdrohungen und Vergewaltigung zur Arbeit - die ein Produktionsmittel ist, über das jedes Individuum als solches verfügt - zwingt, liegt Sozialismus vor. Sozialismus heißt, dass jemand anderes die Produktionsmittel, dazu gehört ganz nüchtern de facto auch die Arbeit der Menschen, BESITZT, und der Tausch voll und ganz ausgeschaltet wird. Ob ein Mensch in Erscheinung eines Unternehmers oder eines Staatsmannes diese Macht innehat, ist ein rein formaler Unterschied.

Natürlich kann passieren, dass in einem Markt mit mangelnden Wettbewerb zwischen den Unternehmern, die Arbeiter den Preis, für den sie ihre Arbeit anbieten, drücken müssen- sogar soweit, dass jede Möglichkeit zum Sparen und damit zum zukünftigen Planen ausgeschaltet wird. Ich will den Kapitalismus, der nicht zwangsweise Wettbewerb verbürgt, nicht rosig reden. Gefeuert werden oder kündigen, kann für den Arbeiter und auch für den Unternehmer völlig katastrophale Folgen haben, aber die klare Erfassung dessen was Kapitalismus de facto ist, sollte in einer 6-teiligen Doku mit dem Titel Kapitalismus trotzdem mal beiläufig erwähnt werden.

Sklaverei, d.i. den Arbeitern die Verfügungsgewalt über ihr Arbeit zu verweigern, kann nur durch Zwang und Gewalt aufrecht erhalten werden und eingeführt werden. Der Unterschied zwischen einem Unternehmer, der dies tut und einem Staat der dies tut, besteht nur darin, dass der Staat dies im Namen des Volkes machen kann. Doch egal ob Staat oder Unternehmer, beide Verhalten sich bei Sklaverei von Grund auf antikapitalistisch.

Sie unterdrücken die Grundbedingung für den Wettbewerb, der in einer durchgehend kapitalistischen Gesellschaftsordnung von Unternehmern und Kapitalisten genauso ertragen werden muss, wie von Arbeitern. Sklaverei ist kein Konzept für Wohlstand, sondern der Weg zur Armut für die breiten Massen.

manuelraichle

Zum Kapitalismus gehört wesentlich mehr, als das Privateigentum an den Produktionsmitteln. Wenn man Kapitalismus allein so definieren würde, bekäme man eine zu schwammige Definition, die auf zu viele Produktionsregime anwendbar wäre. Wie du nachher selbst sagst gehört unter anderem die Dimension des Tausches dazu. Aber nicht nur der Tausch ist entscheidend, auch die Produktionssphäre im Bezug auf den Tausch ist entscheidend. Denn im Kapitalismus sind es Waren, die getauscht werden. Entscheidendes Merkmal ist es auch, dass die Warenform der Dinge alle anderen Formen überwiegt: Kapitalismus kann nur in wanreproduzierenden Gesellschaften existieren.
Deswegen ist deine Annahme zu kurz gegriffen. Im Beitrag wird gesagt: Sklaven wurden in dieser frühkapitalistischen Zeit der Kolonien PRODUZIERT, sie stellten selbst die Waren dar, sie hatten Tauschwert und Gebrauchswert. Die Anzahl freier am Markt tätiger Individuen war in dieser Zeit einfach kleiner als heute. Auch waren Sklaven keine Konsumenten, sie waren sozusagen doppelt unfreie Individuen: Unfrei die Arbeitskraft so zu verausgaben wie sie wollten und unfrei ihren Konsum so zu wählen wie sie wollten.
Daraus zu schließen, dass der Kapitalismus MIT Sklaverei nicht funktioniere ist schlichtweg falsch. Dieser Frühkapitalismus behandelte ledigich Menschensklaven als Ware, sie sind vergleichbar mit heutigen Maschinen, die ebenfalls Ware sind, Produktionsmittel aber nicht freier Konsument und Produzent.

Deine Definition von Sozialismus ist ebenfalls krude und so offensichtich provokant, dass man gleich durchschaut welch Kind es geschrieben hat. Daher möchte ich darauf nicht eingehen.

PerAsperaAdAstra74

Hallo,

habe deinen Kommentar interessiert gelesen, auch wenn Du eine stolze Floskel am Ende nicht zurückhalten konntest oder wolltest. Sicher kommt in meinem Kommentar meine Beurteilung der verschiedenen Gesellschaftsordnungen - Kapitalismus und Sozialismus - klar zum Vorschein, ebenso wie in deinem Kommentar deine Beurteilung zum Vorschein kommt. Ich werde auch genauso wenig wie Du meine Zeit damit vergeuden zu versuchen in Youtube Kommentaren andere Leute von meinem Urteil zu überzeugen. Aber auf die Inhalte deines Kommentars möchte ich nichts desto weniger eingehen.
Die Bedeutung des Wortes "Kapitalismus", ebenso wie die des Wortes "Sozialismus" ist eindeutig. Es ist richtig, dass verschiedene Wissenschaften auf die Begriffe unter verschiedenem Verständnis Bezug nehmen. Geschichte z.B. kann unter Umständen eine Geschichtsepoche meinen, wenn sie vom Kapitalismus oder Sozialismus spricht. Doch die handlungstheoretische Definition ist ganz und gar unumstritten und auch nicht schwammig. Kapitalismus = Privateigentum an den Produktionsmitteln. Was könnte klarer sein als das?

Diese Tatsache ist auch hinreichend, um den diametralen Gegensatz zwischen Sklaverei und Kapitalismus erkenntlich zu machen. Sklave zu sein heißt, dass der Eigentümer des Sklaven über die Verwendung des Sklaven, die Arbeitskraft des Sklaven inbegriffen, voll und ganz verfügt. Der Sklave hat kein Recht auf Kompensation, der Sklave kann nicht kündigen. Der Sklave kann seine Wünsche nicht zu Zielen und Zwecken erheben. Der Sklave ist per Definition nicht der Wegweiser seiner Tätigkeiten.
Sklaverei kann ganz als die Abwesenheit von Kapitalismus zusammengefasst werden.
Insofern Sklaverei die Grundlage des Wirtschaftens in einer Gesellschaft bildet, ist diese Gesellschaft auch nicht kapitalistisch. Hierbei handelt es sich auch nicht um eine Meinung. Dass Sklaverei und Kapitalismus grundsästzlich gegensätzlich sind, ist Fakt. Entweder Du bist Sklave oder freier Arbeiter.

Aber Du hast ganz berechtigt darauf verwiesen, dass zum Kapitalismus viel mehr gehört, als nur das Privateigentum an den Produktionsmittel. Völlig richtig. Der Kapitalismus, also das Privateigentum an den Produktionsmitteln ist die notwendige Bedingung für die Marktwirtschaft. Ohne Kapitalismus keine Marktwirtschaft und auch keine marktwirtschaftlichen Erscheinungen. Du redest von "Dimension" des Tausches.
Die Vorbedingung zum Tauschen ist natürlich die, dass man über etwas verfügt, das man gegen etwas anderes eintauschen kann.
Ich substituiere also in deinem Satz: "Daraus zu schließen, dass der Kapitalismus MIT Sklaverei nicht funktioniere ist schlichtweg falsch." den Begriff "Kapitalismus" mal mit "Marktwirtschaft" um den in deiner Kritik angesprochenen Problemen so gut wie möglich beizukommen. Dazu müssen wir zuerst gucken, welche Rolle das Privateigentum an den Produktionsmitteln für die Marktwirtschaft genau spielt. Danach können wir deduzieren in welchem Verhältnis die Marktwirtschaft zur Sklaverei und in welchem Verhältnis Kapitalismus vermittelt über den Markt zu Sklaverei steht.

Wenn Kapitalismus Privateigentum an den Produktionsmitteln heißt und Sozialismus Gemeineigentum an den Produktionsmitteln heißt, bedeutet dies, dass im Sozialismus nur Genußgüter (Güter, deren Zweck ihre Konsumtion ist) getauscht werden können. Du kannst das Kommunistische Manifest gegen meine Weintrauben eintauschen, vorausgesetzt du möchtest lieber meine Weintrauben essen als im Manifest lesen und ich möchte lieber im Manifest lesen als meine Weintrauben verzehren. Das dürfen wir tun. Danach ist aber auch schon Schluss. Denn wenn wir anfangen Weinreben anzulegen und das Kommunistische Manifest zu drucken, ziehen wir unsere Arbeitskraft aus Produktionszweigen ab, die dem Urteil unserer Planwirtschaftsbehörde nach viel besser anders verwertet werden kann. Wenn die Planer unserer Meinung wären, würden wir nämlich von Anfang an Manifeste und Weintrauben produzieren und auch zu dem Verhältnis, mit dem wir uns beide einverstanden erklären könnten. Nicht nur unsere Arbeitskraft müsste aus "wichtigeren" Produktionszweigen abgezogen werden, sondern auch alle anderen Produktionsmittel, die in der Produktion der von uns begehrten Produkte involviert sind.
Im Kapitalismus hätten wir zwei die Option uns an der Produktion der von uns begehrten Waren zu versuchen. Die Austauschverhältnisse der Produktionsmittel wären an das Wertkalkül gebunden, das die Verbraucher dem Produkt beimessen, zu dessen Entstehung die Produktionsmittel beitragen. Die Entscheidungen der Verbraucher koordinieren wer produziert und was produziert wird. Die Veränderungen der Preise signalisieren, ob die Leute unter bestimmten, einmaligen Umständen eher die Weintrauben wollen oder das Manifest, und wenn es um uns beide geht, ob wir überhaupt tauschen wollen. Die Verhältnisse in denen die Güter und Dienstleistungen zueinander stehen wären nicht zufällige, rein quantitative Verhältnisse. Sie wären Ausdruck der Werturteile der am Tauschverkehr beteiligten Individuen.
Steigende Nachfrage resultiert zunächst in einer Tendenz zu höheren Preisen. Diese geben Anreiz zu einer erhöhten Produktion, einer weiteren Auflage vom Manifest zum Beispiel, der natürlich auch andere Verleger neben dir nachkommen möchten. Es folgt eine Tendenz zur Preissenkung. So was und ähnliches nennt man Preismechanismus.

Im Sozialismus gibt es keinen Preismechanismus. Es bilden sich keine Austauschverhältnisse von Produktionsmitteln, die in irgendeiner Weise mit den Werturteilen der Verbraucher über die Konsumgüter, an deren Herstellung die Produktionsmittel beteiligt sind, korrespondieren. Auch wenn es freien Austausch von Genußgütern gibt; eine Änderung des Austauschverhältnisses von Manifest und Weintrauben von 5:1 zu 1:1 auf dem Markt für Genußgüter gibt überhaupt keinen Aufschluss darüber, was es für die Produktion von Weintrauben und allen anderen Genußgütern bedeuten würde, wollte man die Produktionsmittel so koordinieren, dass der Wertsteigerung des Manifestes gegenüber den Weintrauben genüge getan wird. Wie stark würden die Verbraucher den Verlust einer vorigen Bedürfnisbefriedigung gegenüber der neuen Bedürfnisbefriedigung von mehr Manifesten gewichten? Wir haben keine Tauschrelationen der involvierten Produktionsmittel zur Hand. Es gibt keine Preise, die wir heranziehen können, weil die Produktionsmittel vergesellschaftet sind; weil sie nicht im Tauschverkehr stehen. Wenn das Wohl der Bevölkerung das Ziel der Planer ist, haben sie keine andere Möglichkeit als ahnungslos herum zu probieren, was wohl das Beste sein könnte. Sie werden nicht umhin können, die Interessen einiger Leute über die von anderen zu stellen. Und doch können sie nicht zulassen, dass diese Benachteiligten sich selbstständig machen. Sie brauchen sie ja für ihren Wirtschaftsplan.

Marktwirtschaft und Sklaverei sind also durchaus parallel denkbar. Aber nur weil in der Sklaverei, wie wir sie aus der Geschichte kennen, es eine Vielzahl an Sklavenhaltern gab. So war es möglich, dass sich für die Arbeit der Sklaven Preise gebildet haben.
Doch diese Preise können nur etwas über das Wertkalkül derjenigen aussagen, die eben keine Sklaven waren. Sie sagten was über das Wertkalkül derjenigen aus, die den Luxus hatten, über sich selbst frei entscheiden zu können. Das heißt, je mehr Sklaven wir haben, desto weniger werden die Wertkalküle der am Wirtschaftsprozess beteiligten Menschen zum Ausgangspunkt des Wirtschaftsprozesses selbst.
Wenn wir uns vorstellen, dass wir nur einen Sklavenhalter haben, der alle anderen Menschen zu Sklaven hat, stellt sich ihm das gleiche handlungstheoretische Problem wie dem Planer unseres sozialistischen Gemeinwesens. Er ist schlicht nicht fähig, die Gesellschaft entsprechend zu organisieren.

Fazit:

Marktwirtschaft und Sklaverei können solange koexistieren, wie die Sklaverei in die Marktwirtschaft eingebettet ist: Wenn die Sklaverei nicht Ausgangspunkt ALLER wirtschaftlicher Tätigkeit ist, d.h. wenn es mehr als einen Menschen gibt, der kein Sklave ist, können entsprechend mehr Wertkalküle Wirkung entfalten. Aber eben nur derjenigen Werturteile/kalküle deren Urheber nicht Sklaven sind. Haben wir nur einen Sklavenhalter, haben wir auch keinen Markt und keinen Kapitalismus.
Sklaverei ist mit der notwendigen Bedingungen der Marktwirtschaft - Kapitalismus - zu 100% unvertäglich.

Die freie Arbeit hat die Sklavenarbeit verdrängt, weil sie effizienter war. Die Sklavenarbeit wurde verdrängt nicht durch humanitäre Einsichten, sondern weil die freie Arbeit die Sklavenarbeit voll und ganz auskonkurriert hat.

manuelraichle

Na das hört sich doch schon anders an, als dein erster Kommentar. Denn genau darauf wollte ich hinaus: Der Kapitalismus (der mehr als Marktwirtschaft ist) funktioniert wunderbar mit Sklaven, so lange es neben den Sklaven auch noch freie Individuen gibt, die miteinander Privateigentümer tauschen können. Deine Robinsonade von einer Welt mit nur einem Sklavenhalter hat es ja nie gegeben und ist auch völlig undenkbar. Die Situation, die hier im Arte-Beitrag erwähnt wird, und darauf bezog sich dein Kommentar, ist, dass Sklaven produziert wurden, wie Waren oder genauer: Wie Maschinen. Sie waren also selbst Produktionsmittel und nicht Produktionsmittelbesitzer. Die produktionsmittelbesitzer waren die Sklavenhalter, die die Produkte der Sklavenarbeit getauscht haben. Nochmal: Zu behaupten, der Kapitalismus könne mit Sklavenarbeit nicht existieren, ist genauso wie zu sagen, der Kapitalismus könne mit Maschinenarbeit nicht funktionieren. Die Sphäre der Produktion ist in diesem Fall nicht entscheidend, sie könnte auch komplett ohne menschliche Arbeit stattfinden und trotzdem ein kapitalistisches System am Laufen halten, was nach deiner Definition lediglich der autopoietische Fortgang und die Reproduktion des Mechanismus des Privateigentums an Produktionsmittel beinhaltet. Aber wenn ich deinen langen Kommentar richtig eingeordnet habe, hast du das ja genau so gesehen.

Immernoch ist deine Argumentation im Bezug auf die Definition von Kapitalismus und Sozialismus extrem vereinfacht. Zu behaupten, die Begriffe seien widerspruchsfrei so zu definieren und von jedem anerkannt, ist doch äußerst mutig. Du beziehst die Definition auf die Handlungstheorie, auch das hast du im ersten Kommentar verschwiegen. Nur trotzdem ergibt sich nicht alles, auch in halndlungstheoretischer Sicht, was Merkmal des Kapitalismus ist, aus deiner Prämisse: alle Produktionsmittel sind in Privateigentum. Denn um beide -Ismen voneinander zu unterscheiden hilft auch folgendes Merkmal: Während Kapitalismus auf Bedürfnisweckung ausgelegt ist, ist Sozialismus auf Bedürfnisdeckung ausgelegt. Warum ist der Kapitalismus auf Bedürfnisweckung angewiesen? Weil er grenzenloses Wachstum fordert. Warum tut er dies: Weil ein weiterer entscheidender Moment des Kapitalismus das streben der Kapitalbesitzer nach mehr Kapital ist. G-G'. Deiner Definition nach würde sich dieses Merkmal autopoietisch aus der Grundannahme, dass alle Produktionsmittel in Privateigentum sind, entwickeln. Dafür gibt es allerdings keinen Beweis, es ist lediglich Bestandteil der klassischen Ökonomietheorie, dass jeder Teilnehmer am Markt auf Profitmaximierung aus sei.

Das Problem bei deiner kurzen Definition ist nicht, dass sie falsch ist. Das Privateigentum an Produktionsmitteln ist der wichtigste Bestandteil des Kapitalismus. Allerdings können wir durch eine solche Definition viele Produktionsregime nicht eindeutig zuordnen. Es gibt und gab einige Produktionsregime, in denen die Produktionsmittel in Privateigentum waren, die Produktionsmittelbesitzer allerdings nicht Profitmaximierend gehandelt haben (Feudalismus). Wir könnten mit deiner Definition Feudalismus und Kapitalismus nicht auseinanderhalten.

Nebenbei gesagt dreht sich meine Kritik lediglich um diesen Punkt. Alles andere hast du wirklich ausgezeichnet dargelegt.

PerAsperaAdAstra74

puh, es ist kraftraubend, auf das einzugehen, was du schreibst. Ich werde diese Kraft nicht weiter aufwenden, auch wenn ich es sehr achte, dass man sich zivilisiert austauscht. Fasse das aber um Gottes willen nicht so auf, dass ich auf deine Einwendungen nichts zu entgegnen weiß :). Ich will uns beiden nur einen weiteren Roman ersparen, zudem bin ich ganz schön busy mit dem Studium.
Ich fände folgendes am Besten: Du empfiehlst mir ein Buch, und ich empfehle dir ein Buch bezüglich der Thematik, in das wir rein schnuppern können, wenn wir jeweils die Zeit finden. Ich werde dir jedenfalls ein Buch empfehlen, denn du scheinst interessiert zu sein in die Thematik. Die ersten 50-60 Seiten dieses Buches befassen sich mit deinen Einwendungen. Die restlichen 700 kannst du lesen, wenn Du Ökonom werden willst. Hier ist ein kleiner Ausschnitt, der vielleicht deine Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Der Titel des Buches ist: "Nationalökonomie - Theorie des Handelns und des Wirtschaftens" Der Name des Autors: Ludwig von Mises.

"Die Bedeutung dieser radikalen Wendung des Denkens wurde zunächst freilich noch für mehr als hundert Jahre dadurch eingeschränkt, dass man dachte, sie beziehe sich nur auf einen engen Ausschnitt aus dem Gesamtfelde des menschlichen Handelns, auf die Markterscheinungen. Die klassische Nationalökonomie stieß auf ein Hindernis, das sie nicht zu überwinden vermochte, auf die scheinbare Antinomie des Wertes, und sah sich genötigt, ein gekünsteltes System um ihre missglückte Wertlehre herum zu bauen. Die Nationalökonomie blieb zunächst Lehre von der wirtschaftlichen Seite der menschlichen Handlungen, Lehre vom wirtschaftlichen Handeln, neben dem noch anders geartetes Handeln denkbar ist. Der Umsturz des Denkens, den die Klassiker eingeleitet haben, wurde erst durch die subjektivistische Nationalökonomie vollendet, die die Theorie der Marktpreise zur Theorie der Wahlakte ausgestaltete.
Man hat lange Zeit gebraucht, um zu erkennen, dass es bei dem Übergang von der klassischen Wertlehre zu der modernen Wertlehre um mehr ging als um die Verdrängung einer unhaltbaren Wert- und Preislehre durch eine befriedigendere. Die Theorie der Wahlakte reicht über den Problemkreis hinaus, den man von Cantillon, Hume und Smith bis John Stuart Mill als den nationalökonomischen angesehen hat. Sie ist mehr als bloß Lehre von der wirtschaftlichen Seite des menschlichen Handelns oder von dem auf die Versorgung mit materiellen Gütern gerichteten menschlichen Handeln. Sie ist die Lehre von allem menschlichen Handeln schlechthin. Im Wählen fallen alle menschlichen Entscheidungen. Im Wählen wird nicht nur zwischen materiellen Gütern und persönlichen Diensten entschieden. Alles Menschliche steht zur Wahl; jedes Ziel und jedes Mittel, Materielles und Ideelles, Hohes und Gemeines, Edles und Unedles stehen in einer Reihe und werden durch das Handeln gewählt oder zurückgestellt. Nichts, was Menschen begehren oder meiden wollen, bleibt der Ordnung und Reihung durch die Wertskala und durch das Handeln entzogen. Die subjektivistische Nationalökonomie erweitert das von den Klassikern bearbeitete Forschungsgebiet: aus der politischen Ökonomie geht die allgemeine Lehre vom menschlichen Handeln, die Praxeologie, hervor. Die nationalökonomischen oder katallaktischen Probleme sind eingebettet in eine allgemeinere Wissenschaft und können aus diesem Zusammenhang nicht mehr losgelöst werden. Keine Behandlung nationalökonomischer Probleme kann darauf verzichten, von den Wahlakten auszugehen; die Nationalökonomie wird zu einem Teil, wenn auch zum wichtigsten Teil, einer allgemeineren Wissenschaft, der Praxeologie."

Wenn du eine Buchempfehlung für mich hast, nehme ich diese gern wahr.
Machst gut! :)

manuelraichle

Erstmal muss ich sagen, dass ich deinen Umgangston schätze. Ich bin sowieso nur auf deinen Anfangskommentar eingegangen, weil solche langen und eloquenten Kommentare nie zu sehen sind bei Youtube. Ich finde das wirklich wünschenswert, dass man sich hier auch ausführlicher austauscht.

Ich finde deinen Vorschlag sehr gut. Ich hatte einmal ein Seminar Namens "Die Soziologie der Gabe", in welchem auch einiges an Handlungstheorie vorkam. Auch wenn mir dein Buchvorschlag zu sehr in die entgegengesetzte Richtung von meiner zu gehen scheint, werde ich mich mal einlesen. Wie sagt der Seneca noch? Dem guten Strategen gefällt es auch im feindlichen Lager zu schnuppern, oder so ähnlich ;-)

Was kann ich dir empfehlen? Naja da wäre zum Beispiel Marx. In deinem Zitat (Einleitung des buchs?) kommt der Autor auf eine interessante Sache zu sprechen, mit der ich mich vor nicht allzulanger Zeuit beschäftigt habe, nämlich die Werttheorie. Marx Wertlehre gilt als überholt und falsch, Neomarxisten der 70er Jahre wollen das nachgewiesen haben. Ich halte sie immernoch für gültig und stehe damit nicht alleine. Dieter Wolf hat versucht die Wertlehre von Marx nochmals zu überprüfen und er kommt zum gleichen Ergebnis: Diese Theorie gehört nicht ins Archiv, sondern auf den Tisch.
Wolf zu lesen ohne Marx zu kennen ist zwar sehr schwer, aber es gibt einen recht schönen Einstiegstext von ihm, der auch frei verfügbar ist: click

Ansonsten empfehle ich das Kapital Band 1, die ersten 2 Kapitel. Entgegen vielen Unkenrufen, ist das Kapital nicht schwer zu lesen, ganz im Gegenteil.

Danke für den schönen Austausch und viel Erfolg beim Studium!

PerAsperaAdAstra74

Danke auch dir für den freundlichen Austausch! Ich wünsche dir ebenfalls alles Gute! :)
Und es freut mich, dass unsere kleine Diskussion auf die einzig sinnvolle Weise endet. Denn keiner von uns beiden vertritt seine Position als Selbstzweck. Uns liegt offensichtlich etwas an der Thematik. Deshalb werde ich auch in das reinlesen, was du mir empfohlen hast; das Kapital habe ich bei mir zu Hause stehen. Und die Pdf Datei habe ich abgespeichert.

Bei dem Zitat handelt es sich Tatsächlich um einen Ausschnitt aus der Einleitung. Hier ist der Link zur PDF Datei des gesamten Buches: click
Wenn Mises polemisiert, nimm es milde :)

also dann,  noch mal Danke für die schöne Diskussion und auch dir viel Erfolg!

visornet24

Der gleiche Zwang wie in der Sklaverei wird im Kapitalismus (Sklaverei modernisiert) dadurch erreicht, daß eine Verweigerung am Kapitalismus teilzunehmen, einer sozialen Verhungerung gleich kommt.

Juergen Rettel

Er denkt noch in alten Kategorien.
Richtig ist, Kapitalismus ist Privateigentum an den Produktionsmitteln, Sozialismus ist Vergesellschaftung der Produktionsmittel.

1. Friedman´s Negative Einkommensteuer mit 50 % Grenzsteuersatz schließt die Schere zwischen Arbeit und Kapital, und bGE als solche Sozialdividende ist dann die "Halbvergesellschaftung" der Produktionsmittel, also genau die Synthese zwischen Markt und Gesellschaft, von Hayek und Marx.

2. Die "Versklavung" ist in der EU durch Art. 123 AEUV (Lissabonner Vertrag) gegeben, die Staaten dürfen sich nicht bei ihrer EZB verschulden, sondern müssen sich bei Privatbanken verschulden. Damit sind die Bürger die Schuldner der Banken.
Friedman formulierte das so : Geld regiert die Welt. Wer regiert das Geld ?

Von Hayek und Keynes haben das noch nicht so klar sehen wollen, die Brisanz von Friedman wird in beiden Schulen unterdrückt.

Ausdruck der Sklavenhaltermentalität ist Götz Werner mit Neuer Lohn = altes Netto - bGE.
Das ist der Rückfall in die vorliberale Leibeigenschaft der Bürger. Sie schließt auch nicht die Schere zwischen Arbeit und Kapital, im Gegenteil, Löhne werden gekürzt, Gewinne bleiben steuerfrei!