Saturday 27 November 2010

Offener Brief an die Generalbundesanwältin

Frau
Generalbundesanwältin
Prof. Monika Harms
c/o Der Generalbundesanwalt beim
Bundesgerichtshof
Brauerstraße 30
76135 Karlsruhe

06.11.2010


Sehr geehrte Frau Generalbundesanwältin Prof. Harms,

als Sohn eines Richters habe ich lange diesem „Rechtsstaat“ vertraut. Dieses Ver-
trauen ist mir in den letzten Jahren jedoch deutlich abhanden gekommen. Und
ich denke, dies geht Millionen von Menschen in diesem Land genauso. 

Als ich damit begonnen hatte, hinter die Scheinkulissen der Tagespolitik zu
blicken, sah ich sehr viele unschöne Dinge. Denn nicht mehr die vom Volk
gewählten Politiker vertreten dieses Land, sondern mächtige Interessengruppen,
die sich hinter den Fassaden der Politiker verstecken. Dies sage nicht nur ich,
sondern auch der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer: “Diejenigen, die
entscheiden, sind nicht gewählt und diejenigen, die gewählt werden, haben
nichts zu entscheiden.” „In Deutschland fühlen wir  uns sehr wohl“, sagte ein
Pate der kalabrischen Mafia gegenüber SPIEGEL ONLINE. Auf die Frage von
SPIEGEL ONLINE „Stehen auch deutsche Politiker auf  Ihrer Gehaltsliste?“
antwortete der Mafioso Capo: „Wenn es nicht so wäre, wären wir nicht da. Das
große Geld lässt sich nur verdienen, wenn die Politik mitmacht.“ (Quelle:
http://www.spiegel.de /panorama/justiz/0,1518,572828,00.html) 

Nach einer aktuellen Studie des Linzer Ökonomen Friedrich Schneider haben
die Umsätze der organisierten Kriminalität in Deutschland einen Umfang
erreicht, der einem Fünftel der Wirtschaftsleistung des Landes entspricht.
(Quelle: http://www.welt.de/politik/article1273104/Deutschland_fuer_die_Mafia
_das_gelobte_Land.html)

Auf einem Vortrag des Geldwäschebeauftragten der Bank of Austria habe ich
erfahren müssen, dass die Bauverkehrsinfrastruktur-Lobby in Deutschland in
den festen Händen der organisierten Kriminalität ist.  

Was soll ich denn davon halten, sehr geehrte Frau Generalbundesanwältin?
Wäre es nicht Ihre Aufgabe, gegen diese mafiösen Strukturen in Deutschland
vorzugehen? Sind nicht Sie auf dem Gebiet des Staatsschutzes die oberste
Strafverfolgungsbehörde der Bundesrepublik Deutschland? Üben nicht Sie
gemäß § 142 a Abs. 1 GVG das Amt des Staatsanwaltes in schwerwiegenden
Staatsschutzstrafsachen aus, welche die innere oder äußere Sicherheit der
Bundesrepublik Deutschland in besonderem Maße berühren? Laut Ihrer
Webseite betreffen die innere Sicherheit insbesondere terroristische
Gewalttaten. Damit meinen Sie wahrscheinlich die so genannte „Al Kaida“, bei
der es sich ursprünglich nur um eine digitale Datenbank von arabischen CIA-
Kämpfern in Afghanistan handelte und die nach dem 11.9.2001 kurzerhand zum
kollektiven Schreckgespenst der gesamten westlichen Welt hochstilisiert wurde.
Und auf diesen Zug springen Sie mit auf? Haben Sie  dabei die organisierte
Kriminalität denn völlig vergessen? Wissen Sie nicht, dass in Deutschland jedes
Jahr mehr Menschen durch Jägerhand sterben als durch Terrorismus? Liegt all
dies vielleicht daran, dass Sie vermutlich ein Parteibuch haben und zu dieser
„Schicksalsgemeinschaft“ gehören, die sich immer mehr vom Volk absetzt und
die selbst für uns Rechtsanwälte mit rechtsstaatlichen Mitteln nicht mehr zu
belangen ist?

Es brodelt auf der Straße, sehr geehrte Frau Generalbundesanwältin. In Stuttgart
geht bereits die bürgerliche Basis auf die Straße. Was wird die herrschende
Klasse mit uns Bürgern tun, wenn wir alle auf die Straße gehen? Wird sie uns
dann mit blanker Gewalt entgegentreten? 

Um dies zu verhindern, bitte ich Sie höflichst, dass Sie diejenigen, die die
Demokratie und den Rechtsstaat untergraben und damit die wahre Gefahr für
die innere und äußere Sicherheit unseres Staates darstellen, endlich zur Rechen-
schaft ziehen. Dabei sollten Sie jedoch auf Parteibücher keine Rücksicht
nehmen, andernfalls werden Sie bei der Bekämpfung der organisierten
Kriminalität keinen spürbaren Erfolg haben.

Ich habe dieses Schreiben an Sie persönlich gerichtet. Ich bitte Sie daher, mir die
oben aufgeworfenen Fragen auch persönlich zu beantworten. Über Ihre
persönliche Antwort würde nicht nur ich mich sehr freuen, sondern auch die
zahlreichen Besucher meiner Webseite, die mich immer wieder fragen, was mit
unserem „Rechtsstaat“ los ist. 

Mit freundlichen Grüßen

Dominik Storr
Rechtsanwalt 



www.buergeranwalt.com