Friday, 16 September 2011

Faulheit ist nicht verwerflich


Marktwirtschaft bewirkt der ständige Konkurrenzkampf der wirtschaftlichen Akteure untereinander eine immer weitergehende Rationalisierung und Steigerung der Produktivität welche durch das weitere Vorantreiben des wissenschaftlichen Fortschritts erreicht wird.

Ein Unternehmer welcher am Markt bestehen will ist dazu gezwungen die Produktionskosten möglichst permanent zu senken. Im Grunde setzen sich alle Produktionskosten aus den Löhnen zusammen, in den Produktionskosten eines Autos ist somit der zu entlohnende Arbeitsaufwand der Beschäftigten von der Eisenerzmine über die gesamte Verarbeitung bis zum Endprodukt enthalten. Ein Erfolgreicher Unternehmer wird alles erdenkliche versuchen um diese Kosten zu senken um seiner eigenen wirtschaftlichen Unternehmung zum Erfolg zu verhelfen. Zum einen ist dies durch sinkende Löhne möglich, viel effizienter ist es jedoch die Zahl der benötigten Arbeitskräfte zu reduzieren. Also mit einer sinkenden Anzahl von Arbeitern gleichviel oder mehr produzieren zu können.

Dies lässt sich nur durch die Investition in technische Innovationen erreichen. Seit der Entwicklung des modernen Kapitalismus vor c.a 150-200 Jahren hat es deshalb eine in der gesamten Menschheitsgeschichte einmalige Explosion des Technisch/Wissenschaftlichen Fortschritts gegeben. Konnte um das Jahr 1900 herum ein Landwirt im Durchschnitt noch rund 4 weitere Personen mit Nahrung versorgen so sind es heute schon über 130. Die Steigerung der Produktivität erfasst alle Bereiche der vom Konkurrenzkampf getriebenen Marktwirtschaft, die Landwirtschaft, die Industrielle Produktion sowie den gesamten tertiären Sektor (Dienstleistungsbereich).

Infolge dessen ist die Produktivität pro Arbeitskraft auf ein nie dagewesenes Niveau angewachsen. Mit immer weniger Arbeit lässt sich immer mehr produzieren. Um trotz der steigenden Produktivität Vollbeschäftigung halten zu können ist es erforderlich die Anzahl der produzierten Güter mit jeder weiteren Optimierung der Produktivität zu erhöhen um die so durch die Steigerung der Produktivität eigentlich überflüssig gewordenen Arbeitskräfte wieder neu in den Arbeitsprozess binden zu können. Das Resultat dieser Entwicklung ist die moderne Konsumgesellschaft. Durch immer massivere Werbung und Manipulation durch die Massenmedien werden die Menschen dazu angehalten die immer größere Menge an Waren zu konsumieren um so trotz steigender Produktivität die Arbeitsgesellschaft künstlich am Leben zu erhalten.
Die damit zwangsläufig einhergehende Ressourcen und Energieverschwendung sorgen für eine immer größere Zerstörung unserer Umwelt. Der zunehmende Ressourcenhunger der Kapitalistisch/Industriellen Gesellschaften führt zudem zu sozialen Problemen und politischen Spannungen in den ärmeren Ländern welche zwangsläufig ausgebeutet werden müssen um diese Spirale des immer weiter steigenden Konsums am Leben zu erhalten. Ein ewiges Wirtschaftswachstum in einer Welt mit begrenzten Ressourcen ist schlichtweg unmöglich.

Die einzig vernünftige Schlussfolgerung daraus kann nur sein mit der nunmehr nicht mehr benötigten, ja mittlerweile sogar destruktiven Arbeits und Vollbeschäftigungsgesellschaft zu brechen. Jener Nützlichkeitsideologie derzufolge jeder einzelne dazu verpflichtet ist zu arbeiten um niemandem zur Last zu fallen und zum Gemeinwesen beizutragen. Einer Anachronistischen Ideologie welche aus der Zeit stammt als die Produktivität noch so niedrig war das die Arbeitskraft aller Menschen benötigt wurde um die Gesellschaft mit den lebensnotwendigen Produkten versorgen zu können.


Heute ist genau das Gegenteil davon der Fall, es wird zu viel gearbeitet und folglich auch zu viele Ressourcen und Energie verschwendet was zunehmend unsere Umwelt und Lebensgrundlage gefährdet. Die Staaten, ganz egal ob kapitalistische oder Sozialistische Regierungen an der Macht sind haben sich ganz und gar dieser Arbeitsideologie verschrieben. Diese Ideologie wird mit struktureller Gewalt gegen die Menschen durchgesetzt, durch Hartz4, Sanktionen und die Angst vor der Armut werden die Menschen dazu gezwungen zu arbeiten obwohl das bereits vorhandene Zuviel an Arbeit zu erheblichen ökologischen und sozialen Problemen auf der Welt führt welche die Existenz unserer Umwelt und Lebensqualität der Menschen schadet.

Wer also etwas gutes für die Welt tun möchte sollte sich also nicht dem Irrtum hingeben dies nur durch harte Arbeit tun zu können. Ganz im Gegenteil, wer sich sowohl der Arbeit und dem Konsum verweigert tritt der Verschwendung unserer Ressourcen sowie der Zerstörung unserer Natur entgegen und ist somit sogar nützlicher für die Gesellschaft als manch Arbeitssüchtige welche durch ihr tun das Wachstum in der Produktion von überflüssigen Gütern und Dienstleistungen auf Kosten unseres Planeten nur weiter anheizen.

Wollen wir eine lebenswerte Zukunft so ist es an der Zeit die Arbeitsgesellschaft aufzugeben und neue Wege zu gehen. In den letzten Jahrzehnten hat sich unsere Produktivität vervielfacht während die Arbeitszeiten konstant geblieben sind. Würden wir uns mit dem Wohlstandsniveau vergangener Jahrzehnte zufrieden geben so müssten wir nur halb soviel Arbeiten, hätten mehr Freizeit die wir für unsere Familien und selbstgewählte Tätigkeiten aufwenden könnten welche unserer persönlichen und der gesellschaftlichen Entwicklung dienlicher wären als weitere Arbeit für das System zu leisten. Ganz nebenbei würden wir dabei auch noch die Umwelt schonen.
Die Grünen Parteien welche am Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung festhalten können dies nicht erreichen, ganz im Gegenteil Wachstum bedeutet immer ein weiteres Fortschreiten der Zerstörung, ein nachhaltiges oder ökologisches Wachstum ist nicht möglich.

Wer aus diesem System aussteigt und sich der Erwerbsarbeit verweigert ist also im Grunde alles andere als ein Schmarotzer sondern Mitglied jener Avantgarde welche das Zeitalter der Postarbeitsgesellschaft einleiten wird. An die Stelle des Einkommens durch Arbeit wird das Bedingungslose Grundeinkommen treten. An die Stelle des Rechts auf Arbeit das Recht auf Faulheit und somit der universellen Freiheit das eigene Leben zu gestalten. Das Ende der Arbeits und Konsumgesellschaft ist die einzige Möglichkeit der Misere zu entkommen in welcher sich die Menschliche Zivilisation derzeit befindet.


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