Wednesday 7 September 2011

Der kleine Rabe


Es war einmal ...

... ein kleiner schwarzer Rabe. Seine Eltern waren schon gestorben, seine Geschwister hatten vor ihm das Nest verlassen und so war er mutterseelenallein auf dieser Welt und darüber sehr, sehr traurig.
Tag für Tag suchte er sein Futter, flog von Ast zu Ast und wünschte sich nichts sehnlicher als nicht mehr so allein zu sein. » Was kann ich nur tun? « fragte er sich immer wieder. Vielleicht sollte er mal die Gänse da drüben auf dem Hof fragen. Die sind ja sehr zahlreich, eine große Familie. Die hätte er auch gern. So flog der Rabe rüber und fragte die Älteste unter den Gänsen:

» Du, kannst du mir sagen was ich tun muss, um nicht mehr so allein zu sein? «
» Hm ... « sagte die alte Gans, » Du musst dich auf den Weg hinaus in die Welt machen und nach Deinesgleichen suchen und unter ihnen nach einer passenden Frau für dich, mit der du eine eigene Familie gründen kannst. Dann ist dir geholfen. Das wird allerdings nicht einfach sein, denn es ist schon viele Jahre her, dass in dieser Gegend Raben gesehen wurden und so könnten sie weit weg von hier sein ... «
» Gut, dann will ich mich mal auf den Weg hinaus in die Welt machen, denn, wenn ich hier bleibe und weiter von Ast zu Ast fliege und immer nur Futter suche, wird sich wohl an meiner Einsamkeit nichts ändern. «
» So ist es recht! « sagte die alte Gans. » Sei mutig und nimm dein Leben in die eigenen Hände. Ich beneide dich um die Abenteuer, die du da draussen erleben wirst, aber ich muss hier bei meiner Familie bleiben. «


Der kleine Rabe sah sich noch einmal um und nahm Abschied von seiner Heimat, um sich auf den Weg in die große weite Welt zu machen und Seinesgleichen zu suchen.

Als erstes auf seinem Weg begegneten ihm schöne bunte Schmetterlinge. Er fragte sie: » Sagt, habt ihr irgendwo Meinesgleichen gesehen? «
» Schwarze Raben sind uns schon sehr lange nicht mehr begegnet. Vor vielen Jahren war mal eine Gruppe Raben ganz kurz hier zur Rast auf dem Stoppelfeld vom größten Bauern im Süden des Landes. Dort, wo die Berge beginnen. Wir wissen nur, dass sie vor hatten in den Norden zu fliegen. «
» Danke euch für den Hinweis. So werde ich mich mal auf den Weg in den Norden machen. «

Der kleine Rabe flog viele viele Meilen, bis er im Norden ans Meer kam. Dort begegneten ihm friedlich auf dem Deich grasende Heidschnucken. Er fragte die Älteste unter ihnen:

» Sag, hast du irgendwo Meinesgleichen gesehen? «  
» Ja, doch, aber das ist schon recht lange her, dass ich schwarze Raben gesehen habe. Damals traten sie eine lange Reise über das Meer an. Sie sagten, im Westen gäbe es eine Trauminsel, auf der es immer genug Futter gäbe und wo ihr Gefieder bunt glänzend und wunderschön würde. Wie im Paradies. Aber ich bezweifle, dass sie die Insel je erreicht haben. Der Weg über das große Meer ist weit und sehr anstrengend. Ein kleiner Rabe wie du dürfte das wohl kaum schaffen. «  
» Ich muss also erst erwachsen sein, damit meine Flügel eine große Spannweite haben und ich lange fliegen kann? « 
» Ja. Nicht nur das. Du musst auch von den vielen Gefahren auf dem Weg dahin wissen. «  
» Was gibt es denn da schon für Gefahren? «  
» Oh, eine ganze Menge und ich weiss sie sicher nicht alle. Ich kann dir nur raten: Solange du nicht groß genug bist, um so lange fliegen zu können, solltest du dir alle Gefahren suchen, die es gibt, dich an ihnen üben, um auf dem Weg übers Meer nicht zu sterben. Du musst alles Wissen sammeln, das es gibt und sehr sehr mutig sein. Außerdem musst du täglich deine Flügel trainieren und dich gut ernähren, für die Kräfte, die du brauchen wirst. «  
» Das klingt sehr anstrengend und mühsam. «  
» Du musst ja nicht hin fliegen. Dann allerdings wirst du dich mit der Gesellschaft hierzulande begnügen müssen und du wirst keine Frau für deine Familiengründung finden. «

Dem kleinen Raben kamen die Tränen. Sein Ziel schien ihm gerade fast unerreichbar.

» Wo muss ich denn mit der Suche nach dem Wissen beginnen? « fragte er etwas verunsichert.  
» Dort drüben beim alten Haus wohnt eine alte Seemöwe, die alle Weltmeere bereist hat. Sie wird dir sicher weiterhelfen können. « sagte die Heidschnucke und graste weiter.

So flog der kleine Rabe rüber zur alten Seemöwe und fragte sie:

» Ich bin auf der Suche nach Meinesgleichen. Hast du sie vielleicht gesehen und kannst mir sagen, wie ich zu ihnen gelangen kann? «  
» Das ist schon sehr lange her, dass ich schwarze Raben gesehen habe. Soviel ich weiß, leben sie weit draußen auf einer Trauminsel im Meer und sind zu Paradiesvögeln geworden. Der Weg dorthin ist sehr beschwerlich und gefährlich. Ohne das Wissen um all die Gefahren hast du keine Chance diese Insel je lebend zu erreichen. Und dann gibt es da noch ein Hindernis. Die Vögel dort haben alle ein buntschillerndes Gefieder und dulden keine schwarzen Raben. «

Der kleine Rabe liess traurig den Kopf hängen.

» So werde ich wohl kaum je schaffen eine Familie zu haben.«
» Wenn du aufgibst ganz sicher nicht, kleiner « sagte die alte Seemöwe. » Du musst trainieren. Und du musst Wissen und Erfahrung sammeln. Wenn du nicht aufgibst, dann wirst du eines Tages soweit sein und übers Meer fliegen. Du darfst einfach nur nicht aufgeben. Das ist das Geheimnis des Erfolges. « 
 » Gut. « erwiderte der kleine Rabe, » Dann will ich weiter trainieren. «

Fortan stärkte er seine Flügel, stürzte sich mutig in jeden Sturm, um mit den Winden umgehen zu können, suchte sich mühsam das allerbeste Futter zusammen, damit er kräftig würde.
Eines Tages begegnete ihm ein komischer Vogel. Er musste in der Vergangenheit einmal ein buntschillerndes Gefieder gehabt haben, aber jetzt sah er zerrupft aus und am Bauch hatte er sich alle Federn ausgerissen.

» Na, wer bist du denn? « fragte der kleine Rabe mitleidig. 
» Ach, « sagte der komische Vogel » früher einmal war ich ein wunderschöner buntschillernder Paradiesvogel. Aber ich wurde von Menschen eingefangen und in einen Käfig gesperrt. Seither rupfe ich mir meine schönen Federn aus. Wenn ich nicht mehr schön bin, dann lassen sie mich vielleicht wieder frei. « 
» Aber ohne Federn wirst du doch nicht fliegen können. Wo kommst du denn her? «  
» Ich wurde auf einer Trauminsel, weit draußen im Meer eingefangen, als ich gerade an einem Fluss trinken wollte. Ich war unvorsichtig. Die anderen Paradiesvögel konnten mir nicht mehr helfen. «  
» Hm, aber du könntest vielleicht mir helfen, denn ich bin auf der Suche nach dieser Trauminsel, um Meinesgleichen zu finden. Sagst du mir, wo und wie ich die Insel finden kann und was nötig ist, um sie zu erreichen? « 
» Aber ja. Einfach ist das nicht, das sage ich dir gleich. Du musst den Meeresstürmen gewachsen sein und die Sprache der Paradiesvögel sprechen. Es gibt noch so einige Gefahren. Im Meer gibt es Haie und Wale, die dich fressen wollen, wenn du ihnen zu nahe kommst. Du darfst nicht zu hoch fliegen, denn je näher du der Insel kommst, desto heißer wird die Sonne, die dich verbrennen könnte. Auf dem Weg dorthin gibt es Eisberge, auf denen du dich aber nicht niederlassen kannst, weil deine Rabenfüße sofort festfrieren würden. Zuletzt musst du ein buntschillerndes Gefieder haben, denn die Paradiesvögel dulden keine schwarzen Raben unter sich. Dazu musst du dich erstmal gut verstecken, wenn du auf der Insel angekommen bist und deine Mauser abwarten. Dir wird dann das buntschillernde Gefieder nach und nach, dank des Klimas, ganz von selbst wachsen. Du musst nur Geduld haben und die schützen. Aber gib niemals auf! «

» Das alles hört sich sehr mühevoll an, aber um endlich eine Familie zu haben, will ich das gern auf mich nehmen. Meine Flügel sind inzwischen groß und kräftig. Nur müsste ich noch die Sprache lernen. Bringst du sie mir bei? «  
» Mit Vergnügen, kleiner. Ich habe schon so lange diese Sprache nicht mehr gesprochen, dass ich glücklich bin, sie dich lehren zu dürfen. «

So kam es, dass die beiden viel Zeit miteinander verbrachten. Der Rabe wurde noch größer und stärker und sprach auch bald fließend die Sprache der Paradiesvögel. Eines Tages sagte er zu seinem Lehrer:

» Ich denke, ich bin jetzt soweit, den Flug über das Meer zu wagen. Für morgen soll es einen guten Wind geben, den ich nutzen will. « 
» Gut. « sagte der alte Paradiesvogel. » Dann pass gut auf dich auf, ich wünsch' dir alles Gute! «

Am nächsten morgen flog der Rabe zum Meer und nutzte die günstigen Winde, um über das Meer zu kommen. Doch er war noch nicht lange geflogen, da wurden die Winde plötzlich so stürmisch, dass der Rabe nur noch so durch die Luft wirbelte und ihn fast die meterhohen Wellen erwischten. So beschloss er, zurück zu fliegen und kam völlig entkräftet wieder am Meeresstrand an.
» Gib niemals auf « hatten doch alle gesagt. Der Rabe nahm all seine Kräfte zusammen und versuchte es weiter. Aber immer wieder musste er zurück an Land. Als er eines Tages völlig erschöpft am Strand hockte, kam ein alter Matrose daher.

» Was hockst du denn so traurig hier rum? « fragte er den Raben.
» Ach, ich versuche immer wieder über das Meer zu der Trauminsel zu Meinesgleichen zu kommen. Aber bisher sind alle Versuche gescheitert. Obwohl ich meine Flügel lange trainiert habe und auch die Sprache der Paradiesvögel lernte ... es will mir einfach nicht gelingen. «
Da lächelte der alte Matrose und sagte: » Weißt du, es gibt noch einen anderen Weg, die Trauminsel zu erreichen. Siehst du da hinten im Hafen das schöne große Passagierschiff? Setz dich einfach an Deck und fahr mit. Die Passagiere werden dich derweil mit den feinsten Sachen füttern und du erreichst die Insel mühelos und ohne deine Kräfte zu vergeuden. «

Der Rabe machte große Augen. Sollte es nach all dem Aufwand jetzt tatsächlich so lächerlich einfach sein, das Ziel zu erreichen? Der alte Matrose ahnte schon, was der Rabe dachte.  

» Ja, es ist wirklich so einfach. Die einzige Gefahr könnten böse Menschen sein, die keine Raben mögen. Aber denen musst du nur aus dem Weg gehen. Was immer du bisher gelernt hast, wird dir auch weiterhin nutzen, und vernachlässige nie dein Flugtraining! «
» Dann will ich mich jetzt auf die Suche nach dem richtigen Schiff machen und zum Hafen rüber fliegen. Ich danke dir, Matrose! «

Als der Rabe im Hafen ankam, stach ihm sofort eine stolze alte Fregatte ins Auge. Das dürfte das richtige Schiff sein. Seit vielen Jahren segelt sie sicher schon durch alle Meere und ist sturmerprobt. Auf ihr lasse ich mich nieder. Er suchte sich eine windgeschützte Nische aus und schlief durch, bis die alte Fregatte in See stach.
Derweil weit entfernt auf der Trauminsel wohnte auch die Königsfamilie der Paradiesvögel, die eine wunderschöne Tochter hatte.  Die Prinzessin war ins heiratsfähige Alter gekommen, doch sie bereitete ihren Königseltern Sorge. Bisher hatte sie jeden Jüngling, der um sie warb, abgelehnt.  

» Ich will keinen von diesen eingebildeten nichtsnutzigen Jünglingen, die nichts weiter als die Balz im Sinn haben und ansonsten faul in den Tag hinein leben. Ich will einen starken und klugen Mann, der keine Angst vor Stürmen hat und sich auch weit hinaus auf das Meer wagt, wo es die größten Fische gibt. Er soll eine Familie ernähren können und seinen Kindern etwas beibringen. Sein Herz soll voll Liebe für uns sein. « 
» So einen Mann, mein Kind, « sprachen die Königseltern » der müsste von weit her übers Meer kommen. Aber das ist schon sehr lange nicht mehr geschehen. «
Die Paradiesvogel-Prinzessin aber war sich sicher. » Ich habe von so einem Mann geträumt und ich bin sicher, eines Tages wird er vor mir stehen. Nur mit ihm will ich eine Familie haben. «

Inzwischen hatte die alte Fregatte die erste der Trauminseln erreicht und der Rabe staunte nicht schlecht, wie wunderschön sie waren, mit ihren schneeweißen Stränden, den vielen Palmen, die sich bis ins glasklare Wasser hinab neigten. Die Vegetation war bunt und üppig, mit den wunderbarsten duftenden Orchideen in den schönsten Farben ... doch ... wo waren die Paradiesvögel? Der Rabe ging rüber zum Smutje, der ihn während der Reise mit den köstlichsten Speisen versorgt hatte und fragte

» Das sind ja wirklich traumhaft schöne Inseln. Aber wo sind denn die Paradiesvögel? «  
» Alle Paradiesvögel leben mit ihrer Königsfamilie auf der größten der Trauminseln. Wir erreichen sie bald. Übrigens hast du mal in den Spiegel geschaut? Du siehst gar nicht mehr aus wie ein Rabe. Dein Gefieder ist inzwischen genauso buntschillernd geworden wie das der Paradiesvögel. Das wird die Sonne während der Reise bewirkt haben. « 
» Oh, ja, ich seh es auch jetzt, wo du es sagst. Wie gut dass ich auch die Spreche schon gelernt habe. Wenn ich von Bord gehe, will ich gleich nach einer Frau für mich suchen. «

Nur wenig später erreichte die alte Fregatte die größte der Trauminseln. Der Rabe bedankte sich beim Smutje und ging frohgelaunt und neugierig auf die nächsten Abenteuer von Bord.
Er war noch nicht lange auf der wunderschönen Insel gewandert, als er an einen Wasserfall kam. Das glasklare Wasser sprang von einem Stein zum nächsten herunter, leise plätschernd zwischen riesigen Farnen und großen blutroten Hibiskusblüten. Er liess sich auf einem der riesigen flachen Steine nieder und schlief ein.
Als er frisch und munter wieder erwachte, stand eine atemberaubend schöne Paradiesvogel-Prinzessin vor ihm und er verliebte sich auf der Stelle in sie.  

» Wer bist du? « fragte die Prinzessin. » Ich habe dich hier noch nie gesehen. «
» Ich bin ein Rabe und komme von der anderen Seite des Meeres. Während der Reise ist mein Gefieder bunt geworden. Ich bin auf der Suche nach Meinesgleichen und einer lieben Frau, die eine Familie mit mir gründen will. « 
» Nun, « sagte die Prinzessin und lächelte » Ich habe Dich in meinen Träumen gesehen. «

Auch sie verliebte sich in den Raben und sie feierten eine ganze Woche lang mit allen Paradiesvögeln und dem Königspaar ein rauschendes Hochzeitsfest. Schon bald darauf kamen die ersten Paradiesvogelkinder auf die Welt und sie alle waren stark, klug und sehr mutig ...



und wenn sie nicht gestorben sind, dann ... ►




Fakten

Im Jahr 2006 wurden in Deutschland 373.681 Ehen geschlossen. Bezogen auf die Einwohnerzahl waren das 4,5 Eheschließungen je 1.000 Einwohner. 1950 lag die Zahl der Eheschließungen noch bei knapp 750.500 – das entsprach 10,8 Eheschließungen je 1.000 Einwohner. Abgesehen von kleineren Schwankungen verringerte sich die Zahl der Eheschließungen je 1.000 Einwohner zwischen 1960 und 1980 stetig von 9,4 (1960) – über 7,4 (1970) – auf 6,3 (1980). Nach einem leichten Anstieg der Eheschließungen je 1.000 Einwohner von 6,2 im Jahr 1981 auf 6,8 im Jahr 1988 ist die Zahl der Eheschließungen in den Folgejahren wieder gesunken.

Das durchschnittliche Heiratsalter stieg bei den Männern zwischen 1985 und 2005 von 29,8 auf 36,5 Jahre. Bei den vor der Eheschließung ledigen Männern stieg es im selben Zeitraum von 26,6 auf 32,6 Jahre. Das Heiratsalter der Frauen hat sich ebenfalls kontinuierlich erhöht. Heirateten die Frauen 1985 noch im Alter von 26,7 Jahren, heirateten sie im Jahr 2005 im Durchschnitt 6,6 Jahre später. Bei den vor der Eheschließung ledigen Frauen lag das Heiratsalter 1985 bei 24,1 und 2005 bei 29,6 Jahren.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Zahl der Ehescheidungen von 1992 bis 2003 mit Ausnahme des Jahres 1999 beständig von 135.000 auf 214.000. In den Folgejahren verringerte sich die absolute Zahl der Ehescheidungen. Allein im Jahr 2006 sank sie um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wurden 2006 gut 190.900 Ehen geschieden, waren es 2005 etwa 201.700. Damit wurden 2006 von 1.000 bestehenden Ehen zehn geschieden, 1992 waren es noch sieben und in den Jahren 2002 bis 2005 elf. Zwischen 1950 und 2006 wurden in Deutschland 7,7 Millionen Ehen geschieden.

Das Risiko, dass eine Ehe geschieden wird, ist auch abhängig von der Dauer der Ehe. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wiesen im Berichtsjahr 2005 die Ehen, die seit vier bis acht Jahren bestanden, die höchsten ehedauerspezifischen Scheidungsziffern auf. Den maximalen Wert erreichte die ehedauerspezifische Scheidungsziffer für Deutschland und Westdeutschland (mit Berlin-Ost) bei einer Ehedauer von fünf Jahren. In Ostdeutschland war der Wert bei der Ehedauer von sieben Jahren am höchsten. Im Jahr 2004 war die ehedauerspezifische Scheidungsziffer jeweils bei einer Ehedauer von sechs Jahren am höchsten.

Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Mehrzahl der Geschiedenen zum Zeitpunkt der Scheidung zumindest ein Jahr getrennt lebten: 161.500 Ehen (84,6 Prozent) wurden im Jahr 2006 nach einjähriger Trennung geschieden. Bei 3.300 Scheidungen waren die Partner noch kein ganzes Jahr getrennt. Die Zahl der Scheidungen nach dreijähriger Trennung betrug 25.100.

Die Frage nach dem generellen Risiko, dass Ehen durch Gerichtsurteil gelöst werden, ist mit den Daten, die der amtlichen Statistik zur Verfügung stehen, nur eingeschränkt zu beantworten. Mit Hilfe verschiedener Ansätze lassen sich aber Ober- und Untergrenzen bestimmen. Wird davon ausgegangen, dass "sich die Höhe des Risikos der Ehelösung durch Scheidung […] mittelfristig zwischen diesen Werten bewegt", dann "muss aus heutiger Sicht damit gerechnet werden, dass in Deutschland mehr als ein Drittel aller Ehen früher oder später geschieden wird" (Wirtschaft und Statistik 2/2005: 108).

Im Jahr 2006 wurde der Scheidungsantrag in 106.600 Fällen von der Frau (55,8 Prozent) und in 69.200 Fällen vom Mann (36,2 Prozent) gestellt. In den übrigen Fällen beantragten beide Ehegatten die Scheidung. Im selben Jahr hatte knapp die Hälfte der geschiedenen Ehepaare Kinder unter 18 Jahren (49,3 Prozent). Insgesamt waren 148.624 minderjährige Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffenen. Zwischen 1990 und 2006 waren bei 51,2 Prozent aller Scheidungen minderjährige Kinder betroffen – durchschnittlich 143.437 minderjährige Kinder pro Jahr.


Quelle