Sunday, 3 July 2011

Vertrauen


Das Menschenbild in unsere Köpfe spielt eine erhebliche Rolle bei der Durchsetzung eines bGE (bedingungsloses Grundeinkommen).
Ich möchte in diesem Zusammenhang von einer kleinen Begebenheit aus meiner Teenagerzeit berichten. Dies war für mich persönlich ein Schlüsselerlebnis mit weitreichenden Konsequenzen.

Unsere unmittelbaren Nachbarn war eine Familie mit zwei Kindern, ein Junge (ca 6) und ein Mädchen (ca 8 Jahre alt).
An einem Tag im Sommer trafen wir uns zufällig vor unseren Haustüren, wobei ich eine Schachtel mit besonderen Süßigkeiten dabei hatte. Die Kinder kannten bereits von mir, daß ich sowas sehr gerne mit anderen teilen würde. Doch diesmal war ich in der Laune, den beiden eine Bedingung zu stellen:
Sie bekämen nur etwas von den Leckereien ab, wenn sie die Schachtel für die nächsten 2 Stunden in Obhut nehmen, aber nicht öffnen würden.
Was ich ihnen aber nicht erzählte war, daß sich in der Schachtel keine leckeren Süßigkeiten befanden, sondern irgendein wertloser Ballast. Der springende Punkt dabei war, daß ich bei der Übergabe der Schachtel felsenfest davon überzeugt war, daß sie die Schachtel heimlich aufmachen würden.


Ich malte mir grinsend in meinem Kopf aus wie entäuscht sie doch sein werden, wenn sie sehen was für ein wertloser Mist sich eigentlich darin befand. (Ich weiß heute nicht mehr was in der Schachtel war).
Nachdem ich ihnen die Schachtel übergab, beobachtete ich wie sie die kommende Stunde damit durch die Gegend liefen, wobei sie sich bei der Obhut der kleinen Kiste abwechselten.
Zeitweise hatte ich sie aus den Augen verloren, doch später beobachtete ich sie vom Fenster der 1. Etage aus, wie sie auf die Schachtel aufpassten, als wäre sie ein wervolle Schatztruhe.

Ich stellte etwas wunderbares fest: Diese beiden kleinen Kinder waren  a b s o l u t  vertrauenswürdig. Sie hielten ihr Wort und hatten die Schachtel nicht geöffnet - noch nicht einmal heimlich, als sie unbeobachtet waren.

Nun, was ich daraus gelernt habe? Vertrauen wächst - aber nur wenn man sich darauf einläßt, sonst bleibt man sein ganzes Leben ein mistrauischer Kontrollfreak.

Das Erlebnis ist nun sehr lange her, aber ich werde es niemals vergessen.
Und es wundert mich garnicht mehr, wenn in unserem Staat die volkommenden Kontrolle eines jeden Bürgers als preventive Maßnahme gegen Straftaten gefordert wird, denn es gründet auf ein tiefsitzendes Mistrauen. Dabei scheint es keinen Wert zu haben, daß man der weiten Mehrheit durchaus trauen könnte, wenn es denn auch wirklich mal mehr Gerechtigkeiten geben würde.

Die Frage ist, wie wir mit menschlichen Enttäuschungen umgehen, wenn sie denn mal eintreffen. Vermutlich hat es damit etwas zu tun, daß viele Menschen bereits in jungen Jahren dazu gezwungen werden, gewisse zwischenmenschliche Situationen (z.Bsp. Erniedrigungen) ertragen zu müssen, und diese Schlüsselerlebnisse ein Leben lang als mentale Vergewaltigung im Hinterkopf bleiben und eine art latente Sozialphobie auslösen können.
Die unermüdliche Suche nach der 100%igen Sicherheit mag ein Weg sein, sich vor den o.a. Situation schützen zu wollen, damit einem sowas als Erwachsener nie wieder passiert, was einem als Kind angetan wurde.

Muß ich herausheben, daß der unterbewußte Generalverdacht nicht Vertrauenswürdig zu sein, Beziehungen jeglicher art extrem belasted ? Wer schon mal fremden, mistrauische Menschen um Hilfe gebeten hat, weiß, daß man ganz besonders vorsichtig und behutsam seine Bitte darlegen muß.
Unser kapitalistisches, marktradikales System hat schon eine Menge bösartige Krebsgeschwüre produziert. Was passiert mit einem Tumor, wenn er nicht behandelt wird? Er wächst unaufhörlich.

Zuerst schränkt er Dein Leben ein, und zum Schluß nimmt er es Dir ganz weg.
 

Ich sehe das bGE als ein Medikament, welches das Krebsgeschwür auf wundersamer Weise wieder zum Schrumpfen bringen könnte. Es wird Dein Leben in keinster Weise vorschreiben, aber gibt Dir die Freiheit es endlich selber zu gestalten, so wie Du es möchtest, und nicht jemand anders.

2 comments :

  1. Haben Sie denn auch Wort gehalten und den beiden Kindern nach diesen 2 Stunden ihren verdienten Lohn zukommen lassen?

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  2. Haha, ja .. ich hatte sie hinterher mit Eis und Schokolade belohnt. Aber das passierte bereits nach etwa 1 Stunde.
    Danke für die nette Frage.

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