Wednesday, 4 April 2012

Das Recht auf Einkommen


In die Menschenrechtscharta hat sich ein Fehler eingeschlichen. „Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit.“ Das ist so sinnvoll wie die Aussage „Jeder Mensch hat das Recht auf Atemluft.“ Jeder ist umgeben von so viel Arbeit, dass er sie sein Lebtag nicht bewältigen wird. Und je mehr er tut, desto mehr Aufgaben stellen sich ihm.

„Jeder Mensch hat das Recht auf Einkommen.“ muss der Satz lauten. Denn ohne Einkommen kann ich in einer Konsumgesellschaft nicht existieren, und erst recht nicht arbeiten. Durch den Erwerbsarbeitszwang hingegen sind wir genötigt, selbst Menschenunwürdig gestaltete Aufgaben wahrzunehmen, und die Aufgaben, die uns das Leben stellt, zu vernachlässigen.

Unterbezahlung, Mobbing, Druck und Zwang sind nicht mit den Menschenrechten vereinbar. Meine Frau und ich haben uns bewusst für eine Erwerbsarbeitszwangsverweigerung entschieden. Wir sind bemüht, unser berufliches Wirken nach den selben Kriterien wie unser privates Wirken zu gestalten: konzentriert auf sinnvolle, wertgeschätzte, dem Menschen würdige Aktivitäten.
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Unsoziales Engagement
Viele Menschen sind sozial engagiert. Sie kümmern sich um die armen, hilfsbedürftigen Seelen. Warum denn? Ich glaube nicht, dass einzelne Menschen arm und hilfsbedürftig sind. Ich glaube, sie werden arm und hilfsbedürftig gemacht, von uns allen.

Materiell waren wir noch nie so reich wie heute. Unsere Fähigkeit, Güter zu produzieren, ist fast unbegrenzt. Es ist weit mehr als genug für alle da. Doch unsere Fähigkeit zu sehen, wozu das gut ist, ist nichtmal ansatzweise entwickelt. In Wahrheit leisten wir uns Armut. Wir wollen, dass Menschen, die nicht tun was sie sollen, verschwinden. Wir wollen, dass Menschen, die uns nichts bieten, keine „Unkosten“ verursachen. Und wir wollen, dass Leistungen bewertet werden, mit ernsthaften Folgen.

Aber wenn die Verlierer unserer Wertvorstellungen am Boden liegen, vielleicht gar Hunger leiden, dann werden sie wieder attraktiv. Hilfsbedürftige bringen vielfachen Gewinn: wir können zeigen, wie edel wir sind. Bedürftige überschütten uns mit Dankbarkeit. Und das beste: Bedürftige sind abhängig. Endlich einmal Menschen, die man nach den eigenen Vorstellungen tanzen lassen kann. Endlich wird der Traum des Egos „Ich bin besser als andere“ Wirklichkeit.

Wären wir so edel wie wir glauben, gäbe es keine Armen, an denen wir uns beweisen könnten. Seelisch betrachtet sind wir alle arm und hilfsbedürftig. Wir sind arm an Bewusstsein, und brauchen Hilfe beim Merken. Elend ist nicht die Folge von dem bösen einem Prozent der Menschheit, der die Welt beherrscht. Sie ist die Folge unserer beschränkten, moralisierenden Vorstellungen. Mächtig wird der, der den Wind des Volkes aufnimmt, und seine Segel setzt. Wir machen die Mächtigen, und die Mächtigen geben der Mehrheit, was sie möchte.

Wer etwas gegen Armut tun will, muss sie aus seinem Herzen streichen: es ist genug für alle da, auch für die, die wir nicht mögen. Erkennen wir Leben als das, was es ist; als bedingungslos wertvoll, wird Würde unantastbar.

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