Friday, 7 January 2011

Wie es zur Zeit ist und wie es eigentlich sein sollte



Seit runden 50 Jahren bewege ich mich als mehr oder weniger interessierter Mensch durch die Landschaft und versuche hier und da mich mit der Welt auseinanderzusetzen. In den 80er Jahren als Hausbesetzer, Bürgerinitiativler und Demonstrant gegen Atomkraft usw.. Später in den 90er, über den Einstieg Kampfsport habe ich mich mit fernöstlichen Weiheitslehren auseinandergesetzt und aus einer Szene zurückgezogen, die mir nur von ihren selbstkultivierten Feindbildern zu leben schien. Anfang des neuen Jahrtausends gab es für mich eine Rückkehr zum Begriff der Anarchie über die Idee des Taoismus, wie er sich im TaoTeKing ausdrückt. Diese Idee kann in einem Satz ausgedrückt werden: "Leben und leben lassen". Seit einigen Jahren versuche ich, dazu beizutragen, dass sich dieser Gedanke entwickelt, und dass sich Menschen, die sich damit beschäftigen, vernetzen.

Sehen wir uns die Welt an, wie sie heute ist. Skrupellose, gierige Machtmenschen drohen, den Planeten unbewohnbar zu machen. Sie setzen genmanipulierte Organismen, strahlende Substanzen und Gifte aus, ohne nach den Folgen zu fragen, entfesseln Kriege um des kurzfristigen Profites willen, ruinieren Volkswirtschaften usw. Man könnte ewig fortfahren, aber ich schenke mir das. Sie sind nicht bereit, nach dem Prinzip "leben und leben lassen" zu handeln. "Alles für uns und der Rest soll verrecken", so lautet Ihre Devise.

Wo ist das Problem? Nehmen wir im Geiste den "Standpunkt des Universums" ein, so gibt es sicherlich kein Problem. Es herrscht der ganz normale Gang der Evolution. Verschiedene biologische Arten und Rassen erproben verschiedene Wege mit ihrer Umwelt klarzukommen, und sehr viele davon geraten in evolutionäre Sackgassen, sie vernichten sich und ihre Lebensgrundlagen. Die Natur versucht dann spielerisch andere Möglichkeiten. Wenn die Erde nicht mehr bewohnbar ist, dann eben woanders oder einige Millionen Jahre später nochmal.

Es ist also ganz allein meine Entscheidung, wie ich mir zu dieser Entwicklung stelle, ob ich mit dem Strom schwimme, oder beschliesse mich gegen den Lauf der Zeit zu stellen.

Was aber kann ich - allein oder mit Gleichgesinnten tun? Heilslehren wie der Marxismus, dieser noch billigere Abklatsch des billigen Bibelglaubens, können wegen ihrer unglaublichen Naivität keinen konstruktiven Beitrag leisten, sondern leider nur Schaden anrichten. Da sie kein evolutionäres, nur ein mechanisches Weltbild haben, versuchen sie gegen die menschliche und sonstige Natur zu arbeiten und ihr ihren dämlichen Plan mit Gewalt überzustülpen.

Was kann eine evolutionäre Weltsicht beitragen um das Prinzip "Leben und Leben lassen" zu befördern? Wirtschaftspsychologische Untersuchungen haben gezeigt dass 80 Prozent der Menschen das Prinzip der Kooperation vorziehen. Man hat dabei Studenten Spiele spielen lassen, bei denen man kooperieren konnte oder auf Kosten der anderen einen erhöhten Profit erzielen. 20 Prozent agierten bei diesen Spielen nach dem Prinzip "Alles für mich". Das Erstaunliche: Nach wenigen Runden spielen alle nach diesem Prinzip, denn die Erfahrung, übers Ohr gehauen zu werden, macht nach dem Prinzip "Keiner will der Dumme sein" alle zu Anhängern des Satzes "Jeder ist sich selbst der Nächste".

Eigentlich hat der Mensch durch seine genetische und kulturelle Ausstattung für dieses Problem Lösungen entwickelt. Er lernt es, Betrüger, asoziale und Egoisten zu durchschauen und nicht mehr auf ihre Tricks hereinzufallen. Nur leider sind diese Fähigkeiten noch auf der Stufe der Stammesgesellschaft stehengebieben. Sie funktionieren nur in Gruppen bis maximal 2000 Individuen, nicht in einer modernen Massen- und Mediengesellschaft. Unsere biologische und kulturelle Evolution hat nicht mit der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung, die vor allem durch die Kriegs- und Waffenbaukunst vorangetrieben wurde, standgehalten.

Für mich kann die Hoffnung also nur darin bestehen, zu versuchen, die klaffende evolutionäre Lücke zu schliessen. Wir müssen Formen finden, gemeinsam zu leben, zu denken, zu handeln, die es ermöglichen, der herrschenden Verdummung, Verseuchung, Vergewaltigung etwas entgegenzusetzen. Ebenso wie viele Organismen es im Laufe der biologischen Evolution gelernt haben, parasitären Lebensformen Grenzen zu setzen, müssen wir dieses innerhalb der kulturellen Evolution lernen. Die biologische Evolution zeigt viele erstaunliche Beispiele, wie parasitäre Formen die Steuerung über ihren Wirtsorganismus übernehmen und diesen für sich arbeiten lassen, ebenso wie die kulturelle und soziale. Hier müsste der Lernprozess zuerst ansetzen.   




Quelle = www.anarchie.de


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